Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome 1938

Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome 1938

Die Demokratische Initiative ruft alle Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener auf, mit ihrer Teilnahme an Demonstration und Kundgebung zum Gedenken an die Pogrome vom 9. November 1938 Stellung zu beziehen.
Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome 1938

Oberbürgermeisterin Karin Welge und Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, im Gedenken vor der neuen Synagoge am 10. November 2020. Foto: Stadt Gelsenkirchen

Die Demokratische Initiative ruft alle Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener auf, mit ihrer Teilnahme an Demonstration und Kundgebung zum Gedenken an die Pogrome vom 9. November 1938 Stellung zu beziehen.

Treffpunkt ist um 17:30 Uhr auf dem Alten Friedhof Mühlenstraße am Mahnmal für die jüdischen Opfer nationalsozialistischer Verfolgung (Zugang über Eingang Nordring, Nähe Dorstener Straße) Jedem männlichen Besucher wird auf Wunsch eine Kippa zur Verfügung gestellt. Es wird darum gebeten, diese oder eine andere Kopfbedeckung während des Gebetes, des Schweigezugs und der abschließenden Kundgebung zu tragen. Nach dem Kaddisch, dem Gebet der Trauernden, hält Judith Neuwald-Tasbach, von der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen eine Gedenkrede.

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Um 17:45 Uhr beginnt der Schweigezug zum Mahnmal für die alte Synagoge Buer am Gustav-Bär-Platz, wo um 18:15 Uhr Karin Welge, Oberbürgermeisterin der Stadt Gelsenkirchen und Schirmherrin der Demokratischen Initiative eine Erinnerungsrede hält. Die Veranstaltung endet traditionell mit dem Moorsoldatenlied.

Für Respekt, Toleranz und Zivilcourage – gegen Gewalt und Menschenfeindlichkeit

Seit 1964 erinnern die Menschen in Gelsenkirchen jedes Jahr am 9. November an die Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung in der NS-Zeit. Nach 1933 wurden in Deutschland Jüdinnen und Juden durch zahlreiche antisemitische Maßnahmen an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Die Novemberpogrome des Jahres 1938 waren ein brutaler Höhepunkt dieser andauernden Diskriminierung und ein Schlüsselereignis der Verbrechensgeschichte des „Dritten Reiches“.

Die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung und anderer Menschen, die als „Gemeinschaftsfremde“ stigmatisiert wurden, gipfelte in Vernichtungskrieg und Völkermord. Extremer Nationalismus, Antisemitismus, Rassismus, antidemokratisches Denken und Kriegsverherrlichung waren die Ursachen dafür. Die Erinnerung verpflichtet uns für die Gegenwart und die Zukunft, solche Entwicklungen entschlossen zu bekämpfen. Dafür gibt es auch in unserer Stadt immer noch traurigen Anlass. Beleidigungen und Bedrohungen gehören für Menschen jüdischen Glaubens leider wieder zu ihrem Alltag. Antisemitische Verschwörungserzählungen werden weiterhin von all jenen verbreitet, die unsere Gesellschaft spalten wollen.

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Ausgangspunkt des diesjährigen Schweigezugs ist der Alte Friedhof Mühlenstraße. Hier wurde 1947 das erste Gelsenkirchener Mahnmal zum Gedenken an die jüdischen Opfer nationalsozialistischer Verfolgung errichtet. Der Weg führt zum Gustav-Bär-Platz und zum Mahnmal für die frühere Synagoge in Gelsenkirchen-Buer. Das jüdische Gotteshaus wurde am 12. November 1922, also vor fast genau 100 Jahren, eingeweiht. Emil Zimmermann, der damalige Oberbürgermeister von Buer, stellte die Synagoge, über deren Eingang „Mein Haus ist ein Haus der Gebete für alle Völker“ stand, unter den Schutz seiner Stadt. Dennoch wurde sie in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 von SA und SS angezündet und brannte bis auf die Grundmauern ab. Dort möchten wir gemeinsam gedenken und bekunden, dass die Menschen in Gelsenkirchen dieses Verbrechen nicht vergessen haben.

In das diesjähriges Gedenken schließen die Veranstalter, stellvertretend für alle Opfer des NS-Terrors, ausdrücklich die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Buer ein, zum Beispiel den Lehrer Gustav Bär und seine Frau Johanna, die 1938 in die USA fliehen mussten, oder den Fotografen Oskar Ahron und seine Frau Jeanette, die 1934 in die Niederlande emigrierten und 1942 in Auschwitz-Birkenau ermordet wurden. Die Demokratische Initiative ruft alle Bürgerinnen, Bürger und Gäste Gelsenkirchens auf, zahlreich an Kundgebung und Schweigezug teilzunehmen.

In Gelsenkirchen soll und wird es keinen Platz für Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung von Minderheiten und völkisches Denken geben, so die Organisatoren. Demokratie müsse täglich gelebt werden, Erinnerung sei ein wichtiger Teil davon. Die Demokratische Initiative ruft alle Bürgerinnen, Bürger und Gäste Gelsenkirchens auf, zahlreich an Kundgebung und Schweigezug teilzunehmen und fordert dazu auf, jeder Form von Extremismus, Menschenfeindlichkeit und Gewalt entschieden entgegenzutreten. Die Demokratische Initiative macht sich stark für Wachsamkeit, Nachbarschaftshilfe, Mut, Zivilcourage und demokratisches Engagement im Alltag. Sie tritt ein für Toleranz und Frieden, für die Achtung der Grund- und Menschenrechte. In Gelsenkirchen soll und wird es keinen Platz für Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung von Minderheiten und völkisches Denken geben. Demokratie muss täglich gelebt werden, Erinnerung ist ein wichtiger Teil davon.