Gelsenkirchen verspeist 30 Millionen Kugeln Eis

Gelsenkirchen verspeist 30 Millionen Kugeln Eis. Die Gewerkschaft NGG macht auf die Kehrseite der Medaille aufmerksam und kündigt Streiks an.
Gelsenkirchen verspeist 30 Millionen Kugeln Eis

Die NGG will jetzt mit Warnstreiks in der gesamten Süßwarenindustrie
bessere Löhne durchsetzen. Foto: NGG | Florian Göricke

Gelsenkirchen lässt sich rund 2,1 Millionen Liter Eis pro Jahr schmecken – ob in der Waffel oder im Becher, aus der Schale, vom Teller oder am Stiel. Umgerechnet wären das rund 30,2 Millionen Kugeln Eis, sagen die Statistiker vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI). Denn sie haben den durchschnittlichen „Eis-Hunger“ ermittelt: 8,1 Liter Speiseeis lässt sich jeder – von jung bis alt – im Jahrschmecken. Das sind 116 Kugeln pro Kopf.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genus-Gaststätten (NGG) nimmt diese Zahlen zum Anlass, auf die Situation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Süßwarenindustrie hinzuweisen. Der Geschäftsführer der Gewerkschaft in der Region Ruhrgebiet, Martin  Mura sagt dazu: „Was die Süßwarenindustrie nicht verrät: Sie produziert süßes Eis gerade mit einem bitteren Beigeschmack – jedenfalls für die Beschäftigten. Denn denen schmecken die Löhne schon lange nicht mehr“. Das sei ein Problem der gesamten Branche.

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Ob Schokolade, Gummibären, Kekse oder eben Eis: „Wer in der Süßwarenindustrie in der Produktion am Band steht oder im Lager arbeitet, muss am Ende des Monats jeden Euro dreimal umdrehen. Gerade in den unteren Lohngruppen ist an den Jobs nur das süß, was produziert wird. Nicht aber das, was verdient wird“, so Martin Mura. Viele würden deshalb der Branche den Rücken kehren.

Trotzdem zeigten die Arbeitgeber – und dazu gehören Branchen-Giganten wie Ferrero, Storck, Lindt, Haribo, Nestlé oder Bahlsen – keine Bereitschaft, darauf mit einem angemessenen Lohnangebot zu reagieren. Die NGG habe deshalb die Tarifverhandlungen für die Süßwarenindustrie vorerst abgebrochen: „Mit Peanuts lassen sich die Beschäftigten nicht abspeisen. Jetzt gibt es flächendeckende Warnstreiks. Der Juni wird zum ‚Streikmonat fürs Süße‘“, so Gewerkschafter Martin Mura.

Die NGG dagegen will die hohen Preissteigerungen auffangen und fordert monatlich 500 Euro mehr für die unteren Lohngruppen. Alle übrigen sollen ein Lohn-Plus von 400 Euro bekommen. Für Azubis will die Gewerkschaft 200 Euro mehr im Monat erreichen. Ebenso ein „Ticket-Geld“ – eine monatliche Fahrtkostenpauschale von 50 Euro.

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