Gelsenkirchen: Zukunft der Kaue weiter ungewiss
Gelsenkirchen: Zukunft der Kaue weiter ungewiss
Die Zukunft der Kaue ist weiterhin ungewiss. Einig scheinen sich die politischen Parteien nur darüber, den Veranstaltungsort erhalten zu wollen. Beim „Wie“ klaffen die Meinungen jedoch auseinander.
Bei der Sitzung des Kulturausschusses am Mittwoch stand die Zukunft der Kaue auf der Tagesordnung. Laut SPD habe das Gremium dabei den nächsten Schritt in Richtung Zukunft des Veranstaltungsortes vollzogen: Bis zur kommenden Sitzung des Ausschusses am 23. November sollen Stadt, Stadtwerke und Emschertainment darstellen, wie die künftige Nutzung der Kaue vor dem Hintergrund des sogenannten „Vier-Punkte-Papiers“ der SPD-Ratsfraktion realisiert werden könne. Dafür stimmten SPD und CDU laut einer Pressemitteilung.
Das Papier sieht vor, dass Emschertainment auch in Zukunft das „Programm in einer Frequenz der Zeit vor Eintritt der Corona-Pandemie“ gestaltet. Darüber hinaus soll die Stadtwerke-Tochter Möglichkeiten schaffen, „aus der sogenannten ‚freien Szene’ hervorgehende Veranstaltungsformate zu realisieren und professionell zu begleiten“. Sowohl finanzielle als auch strukturelle Aspekte sollten hierbei beachtet werden.
Rudowitz: „Programm der Emschertainment erhalten“
„Uns ist wichtig, das über Jahrzehnte etablierte und beliebte Programm der Emschertainment zu erhalten und zusätzlich Formate der freien Szene professionell begleitet stattfinden zu lassen“, erklärt Martina Rudowitz, erste Bürgermeisterin und stellvertretende kulturpolitische Sprecherin der SPD, laut Mitteilung. „Wir wollen, dass sich unsere Kulturlandschaft weiter- und nicht etwa zurückentwickelt.“
Die Grünen haben Zweifel daran, dass dieser Plan aufgeht: „Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es verfrüht, sich darauf festzulegen, dass die Kaue langfristig, jenseits des aktuell bestehenden Mietverhältnisses bis 2024, durch die Emschertainment betrieben wird“, sagt Adrianna Gorczyk, kulturpolitische Sprecherin der grünen Ratsfraktion, laut einer Pressemitteilung. Das sei nur ein mögliches Szenario, bei dem die Kostenfrage noch nicht final geklärt sei. „Wenn der Betrieb der Kaue bisher kostendeckend gelaufen wäre, hätten die Stadtwerke damals keinen Anlass gehabt, den Vertrag mit der Eigentümerin des Gebäudes zu kündigen. Dieses Defizit muss endlich transparent benannt werden“, fordert Gorczyk. „Nach unserem Kenntnisstand steht ein Betrag von jährlich 90.000 bis 120.000 Euro im Raum, den die Stadt ausgleichen müsste.“
Grüne bemängeln widersprüchliche Informationslage
Die Informationslage für die Politik sei aber seit Monaten diffus bis widersprüchlich, bemängeln die Grünen, sodass es keine Optionen zur Abwägung gebe. Unklar sei beispielsweise, wie sich die zusätzliche Bespielung der Heilig-Kreuz-Kirche auf die Finanzen von Emschertainment auswirken werde und ob die Emscher-Lippe-Halle dauerhaft als Spielort wegfalle. Wenn hier Mittel frei würden, könnten diese stattdessen in den Betrieb der Kaue gesteckt werden und so den finanziellen Einsatz der Stadt mindern.
Für Adrianna Gorczyk fehle die Basis, um Finanzierungsmöglichkeiten für die Zukunft zu prüfen. „Deshalb ist es wichtig, jetzt aus erster Hand verlässliche und aktuelle Informationen zu erhalten und die Debatte faktenbasiert anzugehen“, meint Gorczyk. Sie sehe Emschertainment und die Stadtwerke in der Pflicht, nicht nur mit der Oberbürgermeisterin zu sprechen, sondern auch dem Kulturausschuss Rede und Antwort zu stehen. „Alle demokratischen Fraktionen sind sich der Strahlkraft der Kaue bewusst und darin einig, dass ihr Erhalt wünschenswert ist. Beim ‚Wie‘ kommen wir bisher aber nicht weiter, weil wir nur spekulieren können.“
Witzel: „Viele Nutzungskonzepte nicht umsetzbar“
Viele Nutzungskonzepte für die Kaue, die auf den ersten Blick Sympathie hervorriefen, seien aktuell nicht umsetzbar, ergänzt Niklas Witzel, grünes Mitglied im Kulturausschuss. „Für die Idee eines sozio-kulturellen Zentrums fehlt momentan sowohl ein Trägerverein als auch ein Finanzierungskonzept“, sagt Witzel. „Partys und Konzerte bis nach 22 Uhr, die bei vielen zur Erinnerung an die Kaue dazugehören, wurden beim Workshop im März von Emschertainment noch ausgeschlossen. Wir fragen uns: Geht das wirklich nicht oder ist das nicht gewollt? Das macht es auch für die Freie Szene schwierig einzuschätzen, wie sie sich in der Kaue einbringen kann.“