Gelsenkirchens einsamste Haltestelle

Mit dem „Netz 2020“ hat die Bogestra ihr Angebot massiv aufgestockt. Auch die einsamsten Orte der Stadt werden dabei nicht vergessen.
Gelsenkirchens einsamste Haltestelle

Gelsenkirchens einsamste Haltestelle –Foto: Bogestra

Die Busse und Bahnen der Bogestra legen nach Angaben der Unternehmenssprecherin pro Jahr über 27,6 Millionen Kilometer zurück. Sie fahren über 1.300 Haltestellen an, dabei werden selbst die einsamsten Orte der Stadt nicht vergessen. Einer davon liegt im Landschaftsschutzgebiet „Resser Wäldchen“ in Gelsenkirchen.

Wer von der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen mit dem 342er in Richtung Wanne-Eickel Hbf fährt, taucht hinter dem Tierheim in eines der geschichtsträchtigsten Gebiete des Ruhrgebiets ein. Rechts liegt der Rhein-Herne-Kanal mit dem Grimberger Hafen, links beginnen Wälder und Wiesen. „Fleuthebrücke“ heißt die nächste Haltestelle. Dass hier mal ein Bus hält, ist selten. Ob hier überhaupt mal jemand ein- oder aussteigt? „Im Sommer auf jeden Fall“, sagt ein Spaziergänger. „Die gehen dann runter zum Kanal.“ Früher sei hier aber viel mehr losgewesen. „Als es das Grimberger Freibad mit dem Zehnmeterturm und der Sandwüste noch gab.“

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„Sie sind überall“

Davon ist nach der Schließung im Jahr 1983 nur noch das alte Betriebsgebäude übriggeblieben. Dafür gibt es einen Geheimtipp, der auf den Namen der Haltestelle zurückgeht und mit der Bergbaugeschichte der Region verbunden ist. Von der Bushaltestelle sind es rund fünf Minuten zu Fuß, dann ist man an der Fleuthebrücke, die wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten mitten im Wald steht – ohne Wasser. Der Fleuthe Bach ist durch die Verlegung der Emscher ausgetrocknet. Die Brücke stammt aus dem 18. Jahrhundert und war Teil des Galenschen Kohlewegs – von Bochum-Stiepel bis zur Lippe in Gahlen.

Der 342er fährt die abgelegene Haltestelle „Fleuthebrücke“ in beide Richtungen stündlich an. Die neue Bogestra-Kampagne „Sie sind überall“ ist damit im Resser Wäldchen schon mal bewiesen. Die aktuelle Aktion erinnert an das vor vier Jahren gestartete „Netz 2020“, das jedoch zwei Monate nach dem Start auf Grund der Corona-Pandemie nicht in voller Breite genutzt werden konnte. Mit dem „Netz 2020“ hat die Bogestra einen Kraftakt geleistet und ihr Angebot noch einmal kräftig „durchgerüttelt“.

1,9 Millionen Kilometer mehr

Die Taktungen an die Regional- und S-Bahnen wurden angepasst und die Anschlüsse optimiert. Außerdem sind im Betriebsgebiet über 50 neue Haltestellen hinzugekommen, 25 weitere wurden verlegt, um die Anbindungen zu optimieren. Die jährliche Fahrstrecke ist um 1,9 Millionen Kilometer (plus 7,5 Prozent) aufgestockt worden. Auch der Fuhrpark wurde um zehn Straßenbahnen und um 25 Busse vergrößert, im Fahrdienst wurden zudem 120 neue Mitarbeitende eingestellt. An der „Fleuthebrücke“, Gelsenkirchens einsamster Haltestelle, ist hiervon nur wenig zu merken, ein Zwischenstopp lohnt sich trotzdem. Der nächste 342er kommt auf jeden Fall – in zuverlässiger Regelmäßigkeit.

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