IHK-Forum: 41.000 Betriebe vor dem Generationswechsel

Mehr als 200 Unternehmerinnen und Unternehmer wollten beim 8. IHK-Forum wissen, wie man ein familiengeführtes Unternehmen erfolgreich in jüngere Hände übergibt.
IHK-Forum: 41.000 Betriebe vor dem Generationswechsel

Marco Schlarpp (l.) hat das Unternehmen von Axel Wirth in Gelsenkirchen übernommen, der keinen Nachfolger in der Familie fand. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel (rechts) begrüßte Schlarpp beim 8. IHK-Forum Unternehmensnachfolge. –Foto: Grundmann/IHK

Was wird aus der Firma, wenn der Chef oder die Chefin in den Ruhestand geht? Vor dieser Frage stehen viele Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe Region. Entsprechend groß war laut Mitteilung der IHK Nord Westfalen  am 9. Oktober der Andrang bei ihrem 8. Forum Unternehmensnachfolge in Münster. Mehr als 200 Unternehmerinnen und Unternehmer wollten wissen, wie man ein familiengeführtes Unternehmen erfolgreich in jüngere Hände übergibt.

„Bis 2033 stehen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region 41.000 Unternehmen mit 220.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zur Übergabe an“, veranschaulichte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel die Dimension eines Umbruchs mit hoher wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung. Jaeckel bezog sich auf Berechnungen in einer Studie, die in diesem Jahr im Auftrag von IHK NRW durchgeführt wurde. In fast jedem zweiten eigentümergeführten Familienunternehmen sind danach die Inhaberinnen und Inhaber älter als 55 Jahre. Im Vergleich zur Erhebung aus dem Jahr 2019 hat sich die Zahl der betroffenen Unternehmen noch einmal um 6.000 erhöht.

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Jaeckel prognostizierte, dass es für die abgebende Generation in den kommenden Jahren noch schwieriger werde, geeignete Unternehmensnachfolger zu finden. Denn die klassischen Gründerjahrgänge der 25- bis 45-Jährigen schrumpften und den Automatismus der familieninternen Übernahme durch Tochter oder Sohn von früher gebe es nicht mehr. Seine wichtigste Botschaft an alle Unternehmen lautet daher: „Bereiten Sie sich rechtzeitig und professionell auf den Generationswechsel vor.“

Der Mangel an Führungsnachwuchs mache es zudem erforderlich, die gesellschaftliche Akzeptanz des Unternehmertums zu stärken, so Jaeckel weiter. „Die Selbstständigkeit muss ein lohnenswertes Ziel sein. Es muss Spaß machen und attraktiv sein, sein eigener Chef zu sein und eigene Ideen umzusetzen.“

Unter den Fallbeispielen befand sich auch ein Gelsenkirchener Unternehmemn. Als externer Nachfolger übernahm Marco Schlarpp mit seiner neu gegründeten MS Oberflächentechnik Gelsenkirchen GmbH die Wirth Gruppe Ruhr aus Gelsenkirchen, die auch einen Betriebssitz in Gescher (Kreis Borken) hat. Den ehemaligen Seniorchef, zum Zeitpunkt der Übergabe immerhin schon 84 Jahre alt, kannte er nicht nur von seiner Angestelltentätigkeit bei einem anderen Unternehmen in Gelsenkirchen, sondern auch aus dem Fußballstadion. Vom ersten Kontakt mit dem Altinhaber bis zur endgültigen Übernahme im Mai dieses Jahres vergingen drei Jahre. Wichtig waren für Schlarpp die Unterstützung der Familie und auch die der IHK bei den Finanzierungsgesprächen.

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