IHK kritisiert EU-Regelungen

Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen kritisiert die EU-Regelungen zu Sustainable Finance. Sie fordert Nachbesserung.
Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen kritisiert die EU-Regelungen zu Sustainable Finance. Sie fordert Nachbesserung.

„Der aktuelle Umsetzungsstand des EU-Regelwerks bereitet der regionalen Wirtschaft große Sorgen“, sagt IHK-Vizepräsident Carsten Sühling. Foto: IHK Nord Westfalen

Zu komplex und praxisfern – die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen fordert Nachbesserungen an den EU-Regelungen zu Sustainable Finance – Nachhaltigkeit im Finanzsystem. Ein entsprechendes Positionspapier, in der die Kritikpunkte der regionalen Wirtschaft aufgeführt sind, verabschiedete die Vollversammlung während ihrer jüngsten Sitzung. Mit der Taxonomie und den Berichts- und Offenlegungspflichten zur Nachhaltigkeit will die EU letztendlich die Kreditvergabe an Unternehmen zukünftig davon abhängig machen, ob und in welchem Umfang die Unternehmen vor allem Klima- und Umweltziele einhalten.

In der IHK-Vollversammlung vertreten 87 Unternehmerinnen und Unternehmer das Interesse der regionalen Wirtschaft. Nach Einschätzung des Gremiums bestünde die Gefahr, dass das EU-Regelwerk den Umbau zu einer nachhaltigen Wirtschaft nicht fördern, sondern hemmen werde. Beispielsweise, wenn Unternehmen aus energieintensiven Branchen nur schwer oder zu schlechteren Konditionen an Kredite oder Fördermittel kämen. Zudem befürchtet die Vollversammlung, dass Branchen mit aktuell hohen Emissionswerten insgesamt benachteiligt würden, wodurch sich der Umbau verzögere. Kritisch sehen die Unternehmen insbesondere den „unverhältnismäßig hohen Bürokratie- und Dokumentationsaufwand“, der aus der „Komplexität und Praxisferne“ der Regelungen resultiere.

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„Regelwerk bereitet regionaler Wirtschaft große Sorgen“

Mit der Positionierung folgte das wichtigste Gremium der IHK Nord Westfalen dem Entwurf eines Arbeitskreises von 15 Unternehmen und Kreditinstituten aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region. Während die IHK die Zielsetzung von Sustainable Finance insgesamt unterstütze, „bereitet der aktuelle Umsetzungsstand des EU-Regelwerks der regionalen Wirtschaft große Sorgen“, erklärt IHK-Vizepräsident Carsten Sühling, Sprecher des Arbeitskreises. Angesichts von Rezession, Inflation und Energiekrise könne „die Transformation in eine nachhaltige und gleichermaßen wettbewerbsfähige Wirtschaft nur dann gelingen, wenn die drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales in Einklang gebracht werden“.

Die regionale Wirtschaft stehe zu 100 Prozent auch zur ökologischen Nachhaltigkeit. Das habe die Vollversammlung schon vor zwei Jahren mit dem Beschluss der „Grundsätze für nachhaltiges Wirtschaften“ klargestellt. „Die Unternehmen in Nord-Westfalen wissen, dass ihre Zukunftsfähigkeit nur durch nachhaltiges Wirtschaften zu sichern ist“, sagt Sühling. Es gebe aber das Versprechen, bei dieser ökologischen Transformation „möglichst alle Unternehmen mitzunehmen“. Nicht zu vermeidende Zielkonflikte müssten deshalb mit Augenmaß gelöst werden, ohne eine der drei Säulen für nachhaltiges Wirtschaften in ihrem Fundament zu gefährden.

„Nachhaltigkeit fördern, statt sie zu hemmen“

„Die Transformation der Wirtschaft kann nur gelingen, wenn wir Nachhaltigkeit fördern, statt sie zu hemmen“, erklärt Jürgen Wannhoff, Vizepräsident des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe und Mitglied im Geld- und Kreditausschuss bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Insbesondere die Betriebe, die aktuell noch nicht alle ökologischen Kriterien erfüllten, benötigten daher eher mehr als weniger Zugang zu frischem Kapital.

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