KERN-Fusion der Krankenhäuser in Emscher-Lippe

Im nördlichen Ruhrgebiet entsteht der erste bistumsübergreifende Verbund zweier katholischer Krankenhausträger – und einer der größten Arbeitgeber der Region.
Katholische Krankenhausträger beschließen Fusion Im nördlichen Ruhrgebiet entsteht der erste bistumsübergreifende Verbund zweier katholischer Krankenhausträger – und einer der größten Arbeitgeber der Region. Gelsenkirchen. Erste Gespräche gab es bereits vor gut einem Jahr. Nun haben sich die Aufsichtsgremien und Gesellschafter der St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH (SAG) und der Katholische Klinikum Ruhrgebiet Nord GmbH (KKRN) zu einer Fusion entschlossen. Die katholischen Verbünde wollen in einer Holding-Struktur gemeinsam die Katholische Einrichtungen Ruhrgebiet Nord GmbH (KERN) bilden. Dies gaben beide Unternehmen am Mittwoch bekannt.

Das St. Marien Hospital Buer gehört zur St. Augustinus Gelsenkirchen GmBH an –Foto: SAG

Gelsenkirchen. Erste Gespräche gab es bereits vor gut einem Jahr. Nun haben sich die Aufsichtsgremien und Gesellschafter der St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH (SAG) und der Katholische Klinikum Ruhrgebiet Nord GmbH (KKRN) zu einer Fusion entschlossen. Die katholischen Verbünde wollen in einer Holding-Struktur gemeinsam die Katholische Einrichtungen Ruhrgebiet Nord GmbH (KERN) bilden. Dies gaben beide Unternehmen am Mittwoch bekannt.

7.500 Mitarbeitende an mehr als 30 Standorten

Die KERN wäre mit dann rund 7.500 Mitarbeitenden an mehr als 30 Standorten in den Bereichen Medizin, Pflege und Pädagogik einer der größten Arbeitgeber der Region in ihrem Sektor. Wenn die noch ausstehenden kartellrechtlichen Prüfungen in den nächsten Wochen abgeschlossen seien, könne der  neue Verbund auch formal entstehen, hieß es. Zusammen kommen die Unternehmen auf eine geschätzte Jahresbilanzsumme von rund 500 Millionen Euro.

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Ziel sei es, vorhandene Stärken zu bündeln und diese „zukunftsfähig auszubauen“. Im geschäftlich-operativen Bereich sollen demnach Synergien entwickelt werden. „Der jetzt von uns eingeschlagene gemeinsame Weg schafft eine medizinische Versorgungs- und Qualitätsachse“, die vom Essener Norden über Gelsenkirchen, Gladbeck, Bottrop-Kirchhellen bis nach Haltern am See reiche, erklärte Propst Markus Pottbäcker, Vorsitzender des SAG-Verwaltungsrates. Sie solle die vorhandenen Traditionen „verbinden, weiterentwickeln und so die lokale medizinische Versorgung stärken“.

Katholische Krankenhausträger wollen „weiterhin eine ortsnahe und qualitativ hochwertige Versorgung“

Einen Anlass für erste Gespräche habe zwar auch die NRW-Krankenhausplanung geboten, aber dies sei nicht allein ausschlaggebend gewesen, so KKRN-Aufsichtsratsvorsitzender Matthias Feller. Die beiden Verbünde wollten „weiterhin eine ortsnahe und qualitativ hochwertige Versorgung“ bieten. „Wir möchten uns auch zukünftig an christlichen Werten orientieren und uns als leistungsstarker, konfessioneller Träger auch im Wettbewerb um die besten Fachkräfte positionieren.“

Beide Krankenhausverbände sind in den vergangenen Jahren bereits mehrfach gewachsen. Zuletzt hatte die SAG zum Jahresbeginn 2018 die finanziell angeschlagen Katholischen Kliniken Emscher-Lippe GmbH (KKEL) übernommen. Nach ersten Sondierungen zu Jahresanfang hatten SAG und KKRN Mitte September ihre Gespräche öffentlich gemacht. Ziel war damals eine „finale Beschlussfassung der möglichen Zusammenarbeit“ noch im vierten Quartal 2022 durch die Gremien beider Unternehmen.

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Diözesen signalisieren Zustimmung für Fusion

Die bisherige KKRN GmbH wird zu einer der rund 20 lokalen und fachlich spezialisierten Betriebsgesellschaften unter dem Dach der KERN. Das Unternehmen versteht sich als Komplexdienstleister in den Bereichen Medizin (Krankenhäuser und Medizinische Versorgungszentren), Pflege (stationäre Einrichtungen der Seniorenhilfe) und Pädagogik (Kindergärten und stationäre Einrichtungen der Jugendhilfe). Die bisherige SAG, die bereits jetzt zahlreiche Betriebsgesellschaften zum Beispiel für ihre einzelnen Krankenhäuser führt, wird zur KERN umfirmiert.

Die KKRN gilt mit ihren vier Krankenhausbetriebsstätten in Dorsten, Haltern, Marl und Westerholt als größte Klinikgesellschaft im nördlichen Ruhrgebiet mit rund 3.000 Mitarbeitern. Die SAG ist einer der größten Krankenhausbetreiber der Region und betreibt zugleich Einrichtungen der Alten- und Jugendhilfe. Mehrheitsgesellschafter ist die Gelsenkirchener Propstei St. Augustinus. Auch in der Holding wird sie künftig die Mehrheit halten.

„Spürbaren Versorgungsmehrwert“

Durch die gemeinsame Dachgesellschaft solle es zu einem „spürbaren Versorgungsmehrwert durch ein breit aufgestelltes Leistungsspektrum“ komme. Die Zustimmung der beteiligten Bistümer Essen und Münster zum gesellschaftsrechtlichen Zusammenschluss sei in Aussicht gestellt. Für Pottbäcker und Feller sind die Entscheidungen beider Gesellschaften in Richtung Zukunft nach eigenen Worten auch emotional von Bedeutung. Der Zusammenschluss leiste einen angemessenen und wichtigen Beitrag zum Erhalt einer katholischen Trägerlandschaft in den Bereichen Medizin, Pflege und Pädagogik.

Boris Spernol