Wohnanlage bewahrt Erinnerung
In der neuen Wohnanlage am Virchowbogen ist ein Erinnerungsort für das jüdische Leben in Gelsenkirchen aus dem Jahre 1911 geschaffen worden.
Oberbürgermeisterin Karin Welge, ggw-Geschäftsführer Harald Förster, Judith Neuwald-Tasbach (Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen) und Lukas Günther (ggw-Aufsichtsratsvorsitzender) (v.l.n.r.) präsentieren einen Teil der historischen Wandmalerei am Virchowbogen all Copyrights Fotografie Olaf Fuhrmann
Ende Mai konnten die ersten Mieterinnen und Mieter ihre 24 Wohnungen im Neubau „Am Virchowbogen“ beziehen. Im Zuge des Bauprojekts wurde am Nachbargebäude eine historische Werbemalerei freigelegt. In Rücksprache mit dem Institut für Stadtgeschichte und der Jüdischen Gemeinde wurde gemeinsam mit dem betreuenden Architekturbüro eine Lösung erarbeitet, die die Erinnerung wahrt und in den Neubau am Virchowbogen einbindet. Dieser Erinnerungsort wurde nun offiziell eingeweiht.
Historische Wandmalerei
Im Zuge der Rückbauarbeiten der Problemimmobilie an der Bochumer Straße 167 durch die ggw wurde auf der Giebelfassade des Nachbargebäudes eine historische Werbemalerei freigelegt. Nach der Prüfung der Unteren Denkmalbehörde wurde die Werbeschrift als denkmalwürdig erachtet und als Bodendenkmal unter Schutz gestellt. Die Werbemalerei auf dem Gebäude aus dem Jahre 1911 ist ca. 7,5 Meter x 11,5 Meter groß und befindet sich in einem tadellosen Zustand.
Oberbürgermeisterin Karin Welge, ggw-Geschäftsführer Harald Förster und die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, Judith Neuwald-Tasbach luden jetzt zur Einweihung in den Virchowbogen ein um die verschiedenen Erinnerungs-Stationen vorzustellen. „Wir haben hier an der Bochumer Straße mit dem Virchowbogen ein weiteres eindrucksvolles Stück Zukunft gebaut. Gleichzeitig aber haben wir auch einen Ort geschaffen, um Erinnerung zu bewahren. Das ist das Besondere an dem, was wir heute vorstellen wollen“, stellte Karin Welge gleich zu Beginn des Termins fest.
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Im Hauseingangsbereich des Neubaus wurde eine großformatige Alu-Dibond-Tafel mit einem Bild der kompletten Giebelfassade montiert. Die Tafel kann auch von der Straße aus durch die Hauseingangstür des Neubaus gesehen werden. An der Fassade wurde zusätzlich ein QR-Code installiert, der zu einer Website mit weiteren Informationen und Bildern führt. Im 3. Obergeschoss wurde im Treppenhaus des Virchowbogens eine Festverglasung im Bereich des „Ü“s eingesetzt, damit ein Blick auf einen Teil der ursprünglichen Werbeschrift dauerhaft bestehen bleibt. Rechts neben dem „Ü“ wurde eine weitere Tafel angebracht, auf der der vollständige Werbeschriftzug zu sehen ist. Das „Ü“ verdeutlicht übrigens auch die Verbindung zum Stadtteil Ückendorf.
„Wir sind froh, dass wir gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, dem Institut für Stadtgeschichte, der unteren Denkmalbehörden sowie mit dem Architektenbüro TOR 5 Ideen entwickeln konnten, um die Erinnerung an den historischen Schriftzug und seine Geschichte aufrecht zu erhalten“, zeigte sich Harald Förster erfreut.
Auch die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen ist sehr zufrieden mit dem neu geschaffenen Erinnerungsort. „Die original erhaltene Werbemalerei vom Anfang des 20. Jahrhunderts ist ein sehr wichtiges Zeugnis des jüdischen Lebens in Gelsenkirchen vor dem Holocaust. Hier gab es viele jüdische Geschäfte und Kaufhäuser, die alle in der Reichspogromnacht zerstört wurden. Daher ist der Erhalt dieser Inschrift ein wichtiger Beitrag gegen das Vergessen“, erklärte Judith Neuwald-Tasbach.
ggw-Neubau Am Virchowbogen
Auf rund 1.500 m² Gesamtwohnfläche sind an der Bochumer Straße insgesamt 24 barrierearme und moderne Wohnungen für Ein- und Zwei-Personenhaushalte entstanden. 20 dieser Wohnungen wurden aufgrund der überwiegend in Anspruch genommenen, öffentlichen Wohnraumförderung zu attraktiven Mietkonditionen von anfänglich 5,80 €/m² angeboten. Alle Wohnungen sind durch einen Aufzug zu erreichen und verfügen über Loggien oder Dachterrassen bei Wohnflächen zwischen 55 bis 60 m². Eine gute Anbindung an den ÖPNV sowie fußläufig erreichbare Nahversorgungsmöglichkeiten und Geschäfte des täglichen Bedarfs runden das Standortangebot der neuen Wohnbebauung im Revitalisierungsgebiet an der Bochumer Straße sinnvoll ab.
Nach Absprache werden zukünftig Besichtigungen des Treppenhauses in Verbindung mit einer Führung durch die Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen oder dem ISG (Institut für Stadtgeschichte) möglich sein.
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