Raum, Zeit, Linie

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Der Künstler Norbert Kricke wäre heute hundert Jahre alt geworden.
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Röhrendickicht MiR-Kleines Haus. Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen Uwe Gelesch

Die „Große Flächenbahn in zwei Ebenen“ an der Fassade des Kleinen Hauses des Musiktheaters im Revier, die auch den Titel „Röhrendickicht“ trägt, gehört zu seinen bedeutendsten Arbeiten: Der Künstler Norbert Kricke wäre am heutigen 30. November diesen Jahres hundert Jahre geworden. Kricke wurde 1922 in Düsseldorf geboren, studierte an der Hochschule der Künste in Berlin und kehrte dann zurück in seine Geburtsstadt, wo er ab 1964 als Professor an der Kunstakademie lehrte und 1972 deren Direktor wurde.

Eine weitere Arbeit von Norbert Kricke steht heute gegenüber des MiR am Bildungszentrum: Eine „Raumplastik“ aus dem Jahr 1960 mit dem Titel „Große Raumplastik Gelsenkirchen“. Krickes Bedeutung für das Musiktheater im Revier und die Stadt Gelsenkirchen beschränkt sich nicht auf diese beiden Arbeiten. Der Künstler war es, der den Architekten des Theaters Werner Ruhnau zu einer Ausstellung seiner Arbeiten nach Paris einlud, wo Ruhnau den jungen und noch unbekannten Yves Klein kennenlernte. Ohne die kundige Vermittlung Norbert Krickes wären die weltberühmten Monochromen des Franzosen, für die das MiR und Gelsenkirchen heute international bekannt sind, wohl nie entstanden.

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Krickes eigene Arbeit am Musiktheater im Revier ist weniger auffällig als die raumgreifende Yves-Klein-Werke im Foyer, jedoch in ihrer Qualität herausragend – auch im Gesamtwerk des Künstlers. Dafür verantwortlich ist Werner Ruhnaus Idee der „Bauhütte“, in der Künstler, Handwerker und Architekten gleichberechtigt an der Gestaltung des Theaterbaus arbeiteten. So ist die „Große Flächenbahn in zwei Ebenen“ nicht Dekoration an der Architektur, sondern deren integraler Bestandteil. Das Relief aus unterschiedlich langen, industriell gefertigten Metallrohren geht mit der Architektur eine Verbindung ein. Die schlichte Kubatur des Baus und die bewegte Fläche des Reliefs kommentieren und bedingen sich gegenseitig.