Rückbau der Hängebank eröffnet Raum für Neues

Rückbau der Hängebank eröffnet Raum für Neues

Der Rückbau der Hängebank von Schacht 9 der Zeche Consolidation hat neue Möglichkeiten im Umgang mit Altlasten aus dem Bergbau eröffnet.
Rückbau der Hängebank eröffnet Raum für Neues

Luftbildaufnahme der Zeche Consolidation mit dem grün-schimmernden BioLeaching-Becken. Foto © Köster GmbH

Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur präsentierte am Dienstag das Ergebnis des Rückbaus der Hängebank, die unter dem imposanten Fördergerüst der „Zeche Consol“ vor sich hinrostete. „Bislang wurde die Konstruktion von dem mächtigen, aufgeständerten Baukörper der Hängebank beherrscht, nun kommt das feingliederige Stahlgerüst komplett zur Geltung“, so Ursula Mehrfeld, Vorsitzende der Geschäftsführung der Stiftung.

Im Unterschied zum markanten Fördergerüst stand die Hängebank nicht unter Denkmalschutz. Gleichwohl hatte sich die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Eigentümerin des Denkmalensembles aus Gerüst und zwei Maschinenhäusern, über Jahre für den Erhalt der Hängebank stark gemacht. Weil eine Finanzierung nicht zustande kam, musste das einsturzgefährdete Gebäude weichen. Nun ist die Hängebank Geschichte. Mehr als ein Jahr dauerten die komplizierten Rückbauarbeiten. Da der Bau konstruktiv mit dem Schachtführungsgerüst verbunden war, wird dieses nun durch eine stählerne Konstruktion gestützt. Sie bleibt so lange erhalten, bis im Rahmen neuer Bauprojekte eine dauerhafte statische Sicherung erfolgen wird.

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Überraschender Fund im Kohlebunker

Allein die Beräumung der großdimensionierten Schachthalle – sie umfasste rund 68 Meter in der Länge, 20 Meter in der Breite und 25 Meter in der Höhe – war eine Herausforderung. Mehr als 90 Tonnen Staub, Ablagerungen, Abrieb, Kohlereste, Öle und andere Hinterlassenschaften aus dem Zechenbetrieb wurden zunächst aus der aufgeständerten Schachthalle geräumt. Hohlräume unter der Schachthalle sowie Bereiche der Bunkerkeller wurden mit Flüssigboden verfüllt, um den Baugrund auch für schweres Gerät belastbar zu machen. Planer, Arbeiter und Bagger wirkten Hand in Hand und trugen – ohne das Fördergerüst zu beschädigen – das Gebäude aus Stahl, Beton und Ziegeln behutsam ab.

Im Laufe der Abbrucharbeiten tat sich ein unerwarteter Fund im Kohlenbunker der Hängebank auf: Rund 700 Tonnen Gesteinsrückstände aus dem Kohleabbau schlummerten hier seit Ende der Betriebszeit im Jahr 1993. Diese Rückstände der Kohle mussten separiert und zwischengelagert werden. „Dabei sind wir auf die Technologie des BioLeaching aufmerksam geworden und haben uns für dieses spannende Verfahren der Umwandlung entschieden. Damit möchten wir zum einen deutliche Einsparungen erreichen und zugleich einen Beitrag zur innovativen und nachhaltigen Nutzung von recycelten Rohstoffen leisten“, so Mehrfeld.

In einem eigens vor Ort angelegten Becken entsteht nun, unter Verwendung von heterotrophen Mikroorganismen, aus den Gesteinsrückständen ein wertvolles Auflösungs-, Abbau- und Verflüssigungsprodukt: ein hochwirksames Pflanzenstärkungsmittel, das Pflanzenwachstum und deren Widerstandskraft gegen abiotischen Stress anregt. Das Verfahren wurde von der Firma ekolive entwickelt, von der Europäischen Kommission als öko-innovatives Biolaugungsverfahren (ETV) zertifiziert und in anderen Anwendungsfällen bereits erfolgreich umgesetzt. Die Umsetzung wird durch die Firma Köster Bau GmbH als Pilotprojekt über einen Zeitraum von etwa 12 Monaten durchgeführt und ist in Deutschland bisher einzigartig.

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Dem Pilotprojekt folgt die „Schulkarriere“

Um den Fragen der Nutzerinnen und Nutzer des Consolparks zum grün schimmernden BioLeaching-Becken zu begegnen, erläutert die Industriedenkmalstiftung vor Ort auf großen Bannern das Umwandlungsverfahren – kurz und unterhaltsam in Comic-Manier, verbunden mit einer Einladung, einmal durchs Guckloch zu schauen.

Dass der Rückbau der Hängebank nun Raum für Neues und Möglichkeiten für eine weitere städtebauliche Aufwertung des hochrangigen Denkmalensembles aus Fördergerüst und Maschinenhäusern bietet, ist ganz im Sinne der Industriedenkmalstiftung. Die große Chance, in diesem Denkmalensemble etwas Besonderes entstehen zu lassen, sieht auch Christoph Heidenreich, der Stadtbaurat der Stadt Gelsenkirchen: „Auf der Basis eines einstimmigen Ratsbeschlusses vom 12.05.2022 werden wir nun die Planungen für eine sechszügige weiterführende Schule einleiten.“ Eine Schule unter dem Fördergerüst wäre einmalig, da sind sich Mehrfeld und Heidenreich sicher, und es würde beide freuen, wenn das markante Denkmal im Stadtteil Bismarck „Schulkarriere“ machte.