Schalke: Gespenstische Vorstellung im Geister-Derby

[vc_row][vc_column][us_image image=“1565″ size=“us_1600_900_crop“][vc_column_text css=“%7B%22default%22%3A%7B%22padding-top%22%3A%2210px%22%7D%7D“]Fehlstart nach der Corona-Zwangspause: Schalkes Trainer David Wagner (hier ein Archivbild) sah in Dortmund eine 0:4-Niederlage seiner Mannschaft. -Foto: NBM[/vc_column_text][us_post_title tag=“h1″ css=“%7B%22default%22%3A%7B%22font-family%22%3A%22h1%22%2C%22margin-bottom%22%3A%220%22%2C%22padding-top%22%3A%221rem%22%7D%7D“][vc_column_text]

Beim Re-Start der Bundesliga ist die Mannschaft von Trainer David Wagner in Dortmund im Prinzip chancenlos. Der Revier-Rivale erzielt beim Fußball aus der Tiefkühltruhe Tore wie im Training.

Wenn der Re-Start der Bundesliga nach der zweimonatigen Corona-Zwangpause für den FC Schalke 04 überhaupt etwas Gutes hatte, dann der Umstand, dass keine Zuschauer im Stadion waren. Denn die hätten, sofern sie aus Schalke gekommen wären, ihre Mannschaft garantiert nicht mit Applaus verabschiedet.

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Zu wenig für ein Derby

Die Frage, ob die Königsblauen auch ohne die Geisterspiel-Atmosphäre eine so gespenstische Vorstellung gezeigt hätten, lässt sich ohnehin nicht beantworten. Was zählt, sind die Fakten: Schalke bezog in Dortmund eine 0:4 (0:2)-Packung – und hatte dabei im Prinzip nicht den Hauch einer Chance.

„Derby ist Derby“, hatte Schalkes Trainer David Wagner vorher prophezeit und wollte damit deutlich machen, dass seine Mannschaft genauso „heiß“ auf das Spiel sei als im „Normalfall“ – sprich, wenn das Stadion voll wäre. Doch weitestgehend ließ seine Mannschaft so ziemlich alles vermissen, was erforderlich gewesen wäre, um vom Revier-Rivalen wie in den letzten Jahren Zählbares mitzunehmen.

Bürki rettet gegen Caligiuri

Wagner hatte auf eine zweite Spitze neben Benito Raman verzichtet und dafür dann doch wieder – wie schon in den Partien vor dem Corona-Stopp – eher „Beton“ angemischt. Der präsentierte sich unter der Leitung von Abwehrchef Salif Sané, der nach langer Verletzungspause sein Comeback feierte – eine knappe halbe Stunde lang recht stabil, und durch Daniel Caligiuri hatte Schalke bis dahin sogar die größte Torchance (Roman Bürki parierte/26.).

Dann setzte sich unter den fast schon sterilen Laborbedingungen ohne Zuschauer-Einflüsse die nicht wegzudiskutierende größere Klasse des BVB durch. Vor allem Mittelfeldspieler Julian Brandt überforderte mit seinen Geistesblitzen die Schalker Defensiv-Abteilung. Erstmals in der 29. Minute, als Brandt die kreativste Zwischenstation bei einer BVB-Kombination war, die über Thorgan Hazard und Vollstrecker Erling Haaland zum 1:0 für die Gastgeber führte.

BVB war „Brandt-gefährlich“

Haaland war es auch, der Schalke-Torhüter Schubert kurz vor dem Pausenpfiff zu einem Abstoß zwang, der direkt beim BVB landete. Dann ging es wieder ganz schnell – zu schnell für Schalke. Brandt auf Raphael Guerreiro – 2:0. Was die kombinationsfreudigen Dortmunder zeigten, erinnerte nicht nur wegen der Rahmenbedingungen an ein Trainingsspiel.

Wer auf Schalker Seite auf eine Aufholjagd a la 2017 gehofft hatte, als die Königsblauen aus einem 0:4 noch ein 4:4 machten, wurde bitter enttäuscht. Zwar hatte Wagner mit Rabbi Matondo und Guido Burgstaller (für Benito Raman und Jean-Clair Todibo) zwei neue Offensivkräfte gebracht, aber der BVB zeigte sich davon wenig bis gar nicht beeindruckt.

Vorne viel zu harmlos

Im Gegenteil: Nach einer an Harmlosigkeit kaum zu überbietenden Ball-Vertändelei am Dortmunder Strafraum ließ sich Schalke wieder überrumpeln. Thorgan Hazard schloss den Konter des BVB zum 3:0 ab – nach 47 Minuten war der Derby-Drops damit eigentlich schon gelutscht. Die Mannschaft von BVB-Trainer Lucien Favre ließ Schalke zwar immer wieder ein wenig mitspielen, aber gefährlich wurden die Gäste kaum.

Wie schön einfach Fußball sein kann, wenn schnell und direkt gespielt wird, bewiesen dann wieder die Gastgeber: Haaland bereitete wunderbar für Hazard vor, der mit dem Außenrist das 4:0 erzielte (63.) – vielleicht das schönste Tor des Tages. Im übertragenen Sinne auch für Schalke – denn es war endlich der letzte Gegentreffer.

Auf Platz acht abgerutscht

Danach plätscherte das Revier-Derby seinem Ende entgegen, S04-Trainer David Wagner wird sich möglicherweise schon seine Gedanken für die kommende Partie am Sonntag gegen Augsburg gemacht haben. Schalke ist nun seit acht Bundesliga-Spielen sieglos und auf den achten Tabellenplatz abgerutscht. So wird das nichts mit dem dringend benötigten Europapokal-Platz.

Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, der das Spiel mit dem dreiköpfigen Schalker Vorstand als Delegations-Mitglied auf der Tribüne verfolgt hatte, hatte keine plausible Erklärung für den insgesamt ganz, ganz schwachen Auftritt: „Vielleicht waren die Jungs von der Atmosphäre zu sehr beeindruckt“, so Tönnies auf „Sky“. „Ich will Ihnen das aber nicht zugute halten. In einem Derby muss man alles geben.“ Wenn das „alles“ war, was Schalke zu bieten hat, müssen die Blau-Weißen ordentlich zulegen. Sonst werden die Geisterspiele zur Fahrt auf der Geisterbahn.

Tönnies: Ausgliederung Thema

Mulmig dürfte es auch vielen Schalkern geworden sein, wenn sie Clemens Tönnies nach dem Derby weiter zugehört haben. Der Schalke-Boss bekräftige, dass sich Schalke gerade wegen der in der Corona-Krise offensichtlich gewordenen Finanzprobleme auch über Varianten wie die Ausgliederung der Fußball-Abteilung Gedanken machen würden und das demnächst mit den Mitgliedern diskutieren will – bislang ein Tabu-Thema.

Norbert Neubaum

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