Tief im Wirtschaftsklima überwunden
Die wirtschaftliche Situation der Emscher-Lippe-Region hat sich verbessert.
In Gelsenkirchen stellten am Mittwoch die S-Private-Banking Gelsenkirchen GmbH und die IHK Nord Westfalen den Emscher-Lippe-Index (ELIX) vor.
In Gelsenkirchen stellten am Mittwoch die S-Private-Banking Gelsenkirchen GmbH und die IHK Nord Westfalen den Emscher-Lippe-Index (ELIX) vor. Inzwischen scheint die Phase der größten Unsicherheit nach dem Beginn des Ukraine-Krieks überwunden. Die Stimmung der heimischen Unternehmen hat sich etwas aufgehellt – das belegt eine aktuelle Umfrage unter 150 Betrieben.
Verhaltener Optimismus breitet sich aus
„Die für diesen Winter befürchteten drastischen Energiemangellagen sind ausgeblieben und die Inflation hat ihren Höhepunkt offenbar überschritten,“ berichtet Michael Hottinger, Geschäftsführer der S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, die den ELIX in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen herausgibt. Das hat sich positiv auf die Stimmungslage der Unternehmen ausgewirkt. So liegt der ELIX mit 92 Punkten wieder deutlich über dem Stand der letzten beiden Erhebungen. „Dies ist im Wesentlichen auf die leicht verbesserte Erwartungshaltung der Betriebe zurückzuführen“, konstatierte Dr. Jochen Grütters, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter des Standorts Emscher-Lippe der IHK Nord Westfalen in Gelsenkirchen.
Die befragten Unternehmen beurteilen die Geschäftsaussichten nicht mehr so dramatisch wie noch vor einigen Monaten. Jeder achte Betrieb ist optimistisch, dass sich die Situation weiter entspannt. Die Kehrseite: Der Anteil der Skeptiker ist mit rund einem Drittel ungleich höher. „Konjunktursorgen und Abwärtsrisiken, allen voran die Energie- und Rohstoffpreise, aber auch der Mangel an Fach- und Arbeitskräften, sind deutlich spürbar – nach wie vor“, gibt Dr. Grütters zu bedenken.
Energiekosten bleiben Unsicherheitsfaktor
Soviel zu den Erwartungen. Doch wie beurteilen die Unternehmen die aktuelle Geschäftslage? Der Geschäftslagesaldo aus positiven und negativen Antworten bleibt zwar mit sechs Prozentpunkten im positiven Bereich, hat sich aber nochmals abgeschwächt. Dies korrespondiert mit der Beurteilung der Finanzlage. Der Anteil der Betriebe, die von einer. unproblematischen Finanzlage berichten, ist binnen Jahresfrist von 77 auf 48 Prozent gesunken. „Nach wie vor beeinträchtigen Lieferschwierigkeiten das Geschäft – bei drei von vier Unternehmen. Das schlägt vor allem in längeren Wartezeiten, höherem Aufwand und geringerem Ertrag nieder“, sagt Martin Westrich, Co-Geschäftsführer der S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH.
Die Energie- und Rohstoffpreise werden weiterhin als größte Konjunkturrisiken gesehen. Auch sie wirken sich spürbar auf die Ertragslage der Unternehmen aus. 59 Prozent der Befragten geben derzeit die gestiegenen Energiepreise an ihre Kunden weiter; bei der Herbstumfrage waren es immerhin noch 72 Prozent. Jeder zweite Betrieb kann derzeit noch keine Aussage treffen, ob die Gas- und Strompreisbremsen für den eigenen Betrieb eine stabilisierende Wirkung entfalten können.
Jeder dritte Betrieb rechnet mit keiner Entlastung. Einen positiven Effekt der derzeitigen Situation auf dem Energiemarkt sieht Michael Hottinger dennoch: „Immer mehr Unternehmen überlegen, wie sie nachhaltiger werden und Energie sparen können.“ Auch der Umstieg auf alternative Energieträger sei auf dem Prüfstand – zum Beispiel Wasserstoff in besonders energie-intensiven Branchen. „Das ist ein Beispiel dafür, wie flexibel die Wirtschaft auf die Krisen der letzten Jahre reagiert. Das macht auch Hoffnung für den Wirtschaftsstandort Emscher-Lippe“, fügt Martin Westrich hinzu.
Fachkräftemangel bleibt Hemmschuh
Als zweitgrößten Risikofaktor sehen die Unternehmen den Fachkräftemangel. Er wird sich wohl noch verschärfen: Denn 21 Prozent der befragten Unternehmen in der Emscher-Lippe-Region wollen mehr Personal einstellen. Der Saldo aus höherer und geringerer Beschäftigung liegt wieder im positiven Bereich (plus sechs). Bereits im letzten Jahr ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten auf 297.000 gestiegen (März 2022, plus 2,5 Prozent gegenüber 2020).
Die Exporterwartungen bleiben gedämpft, haben sich aber seit der letzten Umfrage verbessert. „Mit größeren Impulsen kann allerdings kaum gerechnet werden“, prognostiziert Dr. Grütters. Auch beim Thema „Investitionen“ ist ein Aufwärtstrend zu erkennen. Rezessionsängste und Unsicherheiten haben seit der letzten Umfrage abgenommen – mit positiven Auswirkungen auf das Investitionsklima. Der Anteil der Unternehmen, die ihr Investitionsvolumen aufstocken wollen, ist leicht gestiegen. Gleichzeitig sinkt auch der Anteil der Betriebe mit eher defensiven Plänen.