Von der fixen Idee zur Donnerhalle: Die Schalke-Arena wird heute 20 Jahre alt

[vc_row][vc_column][us_image image=“1657″ size=“us_1600_900_crop“][vc_column_text css=“%7B%22default%22%3A%7B%22padding-top%22%3A%2210px%22%7D%7D“]Heute gehört sie zum Stadtbild wie selbstverständlich dazu: Die Schalke-Arena wird heute 20 Jahre alt – eröffnet am 13. August 2001 gab es zuvor auch reichlich Gegenwind für das neue S04-Stadion. Foto: Archiv[/vc_column_text][us_post_title tag=“h1″ css=“%7B%22default%22%3A%7B%22font-family%22%3A%22h1%22%2C%22margin-bottom%22%3A%220%22%2C%22padding-top%22%3A%221rem%22%7D%7D“][vc_column_text]

Runder Geburtstag: Die Schalker Arena, 2005 von „Arena AufSchalke“ in „Veltins-Arena“ umbenannt, wird heute 20 Jahre alt. Offizielle Eröffnung war am 13. August 2001. Damals kam Lionel Richie, heute kommt Erzgebirge Aue.

Gerd Rehberg saß ganz oben auf der Gegengeraden des mittlerweile zurückgebauten Parkstadions, schaute auf das riesige Schalker Vereinsgelände und wurde für einen Moment sentimental: „Arnheim war ja damals das Vorbild für unsere Arena.“

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Unten auf dem Rasen-Rechteck absolvierten Schalkes Fußballer Mitte Juli gerade ihren letzten Test der Vorbereitung gegen Vitesse Arnheim, daher schwelgte Schalkes mittlerweile 85-jähriger Ehrenpräsident in Erinnerungen. Die sind in diesen Tagen ja auch durchaus angebracht. Denn im August, ganz offiziell am 13. August (Tag der Eröffnung), wird die Schalke-Arena 20 Jahre alt. Zum runden Geburtstag daher ein Rückblick auf auch für die Arena bewegte Zeiten.

Eichbergs erste Pläne

Denn so selbstverständlich, wie das Schalker Stadion heute das Gelsenkirchener Stadtbild mitbestimmt, war der Bau eines neuen, eines eigenen Stadions für Schalke nicht, als der Rat der Stadt im Jahr 1992 seine behördliche Genehmigung erteilte. Die Idee einer modernen Multifunktions-Arena für die auch damals schon finanziell limitierten Königsblauen war zunächst nicht mehr als eine fixe – gefördert vor allem von Günter Eichberg.

Schalkes Ex-Präsident hatte bereits recht konkrete Vorstellungen und mit der Firma Philipp Holzmann auch schon einen Partner an seiner Seite – die „Holzmänner“ empfingen sogar schon Journalisten, um das schmucke Modell der neuen Schalke-Arena zu präsentieren.

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Assauer erkannte: Grundlage war nötig

Aber die Dinge standen damals noch unter keinem guten Stern. Eichberg zog sich 1993 in die USA zurück, hinterließ auf Schalke ein ziemliches Chaos, was den Verein nicht gerade in den Rang eines seriösen Bauherren eines eigenen Stadions erhob. Philipp Holzmann ließ jedenfalls die Finger von der ganzen Angelegenheit, die Stadionpläne wanderten in die Schublade, wenn nicht gar in den Papierkorb.

Vor seinem Rückzug hatte Eichberg allerdings seinen vielleicht besten Transfer getätigt und Rudi Assauer nach Schalke zurückgeholt. Der Manager hatte mit der Sanierung Schalkes zwar zunächst einmal genug zu tun, aber immer auch das Wissen um das große Schalker Potenzial im Hinterkopf. Assauer wusste aber auch, dass Schalke überhaupt erst einmal eine Grundlage bräuchte, um das Arena-Projekt wieder in Angriff nehmen zu können.

„Rudi war der Motor“

​Mit der Stabilisierung in der Ersten Liga Mitte der 90er Jahre und dem folgenden sensationellen Gewinn des UEFA-Cups 1997 war es dann soweit. Noch auf dem Rückflug vom Finalsieg in Mailand, erinnert sich Kult-Reporter Werner Hansch, habe Assauer ihm gesagt: „Morgen früh mache ich ein Schild an meine Tür: Sprechstunde für Spieler nur von 8 Uhr bis 8.30 Uhr.“ Als Hansch darauf hin erwiderte, „aber so früh kommt doch keiner“, habe Assauer ihm gesagt: „Genau das ist ja die Absicht. Denn ab jetzt kümmere ich mich hauptsächlich um die Arena.“

Die Arena wird Assauers Projekt. „Rudi“, so der damalige Geschäftsführer und langjährige Schalker Finanzvorstand Peter Peters, „war sicherlich der Motor, der das alles angeschoben und angetrieben hat. Denn er hat ja auch schon die Eurofighter, die Schalke überhaupt erst wieder auch international salonfähig gemacht hatten, ganz gezielt zusammengestellt“.

Gegenwind: Passt das zu Schalke?

Assauer hat – natürlich – die Arena nicht alleine gebaut, nicht alleine geplant. Das gesamte Vorstands-Team um Gerd Rehberg, der sich um die Landesbürgschaft verdient gemacht hatte, sowie der damalige Finanzchef Josef Schnusenberg und Peters gehörten selbstverständlich dazu. Aber Assauer wird zum „Gesicht“ der Arena, Schalkes neues Stadion gilt schon bald als „sein“ Wohnzimmer. Interne Eifersüchteleien gibt es, sie werden aber zumindest nach außen hin unterdrückt, um das Projekt nicht zu gefährden.

Assauer ist aber auch derjenige, der den Kopf bei Gegenwind hinhält. Den gibt es. Nicht nur in der Politik und bei ebenfalls skeptischen Banken, auch bei vielen Fans. Elektrisch rein- und rausfahrbarer Rasen, elektrisch verschließbares Dach, alle Plätze überdacht, eigene Etagen für Logen, ein riesiger Videowürfel, ein Stadion, in dem nicht nur Fußball gespielt, sondern auch Opern aufgeführt werden sollen: Ist das noch Schalke? Passt das noch zum Kumpel- und Malocher-Klub?

Viel Überzeugungsarbeit geleistet

Vielen wird plötzlich mulmig zumute. Das 1973 eröffnete Parkstadion, bislang als kalte „Betonschüssel“ verspottet, wird angesichts der Arena-Pläne zum Sehnsuchtsort gegen den Schickimicki-Verdacht. Die regennasse Bratwurst, das zugige Fußball-Erlebnis bei Wind und Wetter, all die gemeinschaftlichen Erlebnisse in der Fan-Kurve – wird das alles in der Arena nicht viel zu steril?

Schalke, allen voran Assauer, muss Überzeugungsarbeit leisten, garantiert den Fans u. a., dass es weiterhin Stehplätze geben wird. Abringen lässt sich der Klub von seinem Vorhaben natürlich nicht. Wenn Assauer sich etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht er das in der Regel auch durch, wie er im Jahr 2000 mit der höchst umstrittenen Verpflichtung von Andreas Möller erneut beweist.

Pfahlgründung im November 1998

Im November 1998 ist die Pfahlgründung am Berger Feld, eröffnet wird die Arena, für die der Gelre-Dome in Arnheim das Vorbild war, am 13. August 2001 mit einem großen Showprogramm rund um Lionel Richie und einem Turnier, an dem außer Schalke auch der 1. FC Nürnberg und der BVB teilnehmen. Wegen des enormen Lautstärke-Pegels wird sie im Volksmund schnell in „Donnerhalle‘ umgetauft. Die „Welt“ titelt nach dem ersten Bundesliga-Spiel in der Arena: „Hier gibt’s was auf die Ohren!“

Die Baukosten werden sich am Ende auf umgerechnet ca. 191 Millionen Euro belaufen, deutlich mehr als ursprünglich geplant. Natürlich erhöhen sich die Schalker Verbindlichkeiten dadurch enorm, seit Mitte 2019 ist die Arena abbezahlt – eine stattliche Leistung.

Seit 2019 abbezahlt

Was viele Fans verblüfft ist die Tatsache, dass die Verbindlichkeiten trotzdem nicht gesunken, sondern gestiegen sind – schließlich ist die Arena mit ihrem Fassungsvermögen von 60.000 Zuschauern (die Kapazität wurde ständig um Nuancen erweitert) meistens ausverkauft, außerdem spielte Schalke in den vergangenen 20 Jahren regelmäßig im Europapokal.

Auch die Arena selbst wird zur Geld-Quelle, nicht nur durch die dort stattfindenden Veranstaltungen: Das hehre Vorhaben, den Stadionnamen nicht zu vermarkten, werfen Assauer und Schnusenberg schnell über Bord, als es 2005 ein millionenschweres Angebot einer Brauerei gibt: Aus der „Arena AufSchalke“ wird also die „Veltins-Arena“.

Nicht für Zweitklassigkeit gebaut

Die ist im Sprachgebrauch und als Veranstaltungsort längst etabliert und hat quasi den Grundstein gelegt für das seitdem prosperierende Berger Feld mit Hotel, dem Gesundheitszentrum medicos und einem gegenüber 1998 bzw. 2001 nicht wiederzuerkennenden Schalker Trainingsgelände.

Das ist alles erstklassig, Schalke ist es nicht mehr. Gerd Rehberg sitzt im Parkstadion, Schalke hat 3:2 gegen Arnheim gewonnen und die ca. 1.000 Zuschauer sind nach der geglückten Generalprobe vor dem Spiel gegen den Hamburger SV zufrieden, was so schon lange nicht mehr der Fall war: „Der Wind“, weiß Rehberg, „kann sich auch schnell wieder drehen. Wenn der Start in die Zweite Liga glückt, stehen die Fans wieder wie ein Mann hinter uns.“ Für Zweitliga-Fußball wurde die Arena, 2006 WM-Stadion und zumindest damals eines der modernsten Stadien Europas, nicht gebaut.

Schnellerer Rasen als in Arnheim

Im Gegenteil. Gerd Rehberg geht noch einmal auf Zeitreise: „In Arnheim brauchen sie für das Rein- und Rausfahren des Rasens sechs Stunden. Bei uns dauert es dreieinhalb.“ Schalke entschied sich damals für ein Modell mit mehr Motoren als in Arnheim. Aber auch das hat natürlich seinen Preis. Das Rein- und Rausfahren des Rasens soll jedesmal ca. 13.000 Euro kosten.

Auch heute wird sich die Rasen-Maschinerie wieder in Bewegung setzen. Auf den Tag genau vor 20 Jahren kam Lionel Richie. Nun kommt Erzgebirge Aue. Auch ein Kumpel- und Malocher-Klub, wie Schalke. Immerhin.

Norbert Neubaum

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