Zurück zur Natur am Sellmannsbach
Zurück zur Natur am Sellmannsbach
Nach dem Beginn der Arbeiten zur Renaturierung des Sellmannsbaches im südlichen Verlauf, folgt nun der zweite Bauabschnitt.
Nachdem im Dezember 2022 bereits die Arbeiten zur Renaturierung des Sellmannsbaches im südlichen Verlauf in Gelsenkirchen-Bulmke begannen, folgt nun der zweite Bauabschnitt in den Stadtteilen Bismarck und Schalke. Im Laufe der kommenden Woche starten die vorbereitenden Maßnahmen zum gemeinsamen Bauprojekt von Abwassergesellschaft Gelsenkirchen mbH (AGG)/Gelsenkanal und Emschergenossenschaft. Bis Herbst 2024 wird der Sellmannsbach auf rund 1,6 Kilometern ökologisch aufgewertet sowie Naherholungs- und Entdeckerbereiche für die Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürger geschaffen.
Seit zwei Jahren kein Abwasser mehr
Jahrzehntelang war er ein offener Abwasserkanal: Der Sellmannsbach transportierte das Abwasser aus Gelsenkirchener Toiletten, Industrieanlagen und anderen Abflüssen Richtung Emscher. Gemeinsam bauten AGG Gelsenkanal und Emschergenossenschaft neue Abwasserkanäle – seit 2021 ist der Sellmannsbach Bach abwasserfrei. Die ökologische Verbesserung ist der zweite Schritt, der aus der einstigen Köttelbecke wieder ein naturnah fließendes Gewässer macht.
Der aktuelle Bauabschnitt umfasst den Bachverlauf von der Ebersteinstraße bis zur Uechtingstraße an der A42. Ab da fließt der Sellmannsbach unterirdisch weiter und kommt in der Höhe der Josefinenstraße wieder an die Oberfläche. Auch ab hier bis zur Alfred-Zingler-Straße wird der Bach nun renaturiert.
Naturnaher Bachverlauf
Bisher prägen die Betoneinfassungen und ein pfeilgerader Verlauf das Bild des Baches. Bei der ökologischen Verbesserung entfernen AGG/Gelsenkanal und Emschergenossenschaft die Betonschalen, die bisher das Flussbett bildeten. Stattdessen wird die Uferböschung flacher gestaltet und ein natürlicher Bachverlauf modelliert. Dort, wo der Platz es erlaubt, bekommt der Bach Kurven und Schlingen. Flussauen entstehen, die bei Hochwasser Wasser aufnehmen und zurückhalten. Vor allen gehören Flussauen aber auch zu den artenreichsten – und gefährdetsten – Lebensräumen in Europa. Zahlreiche Pflanzen-, Insekten- oder Vogelarten fühlen sich hier wohl und werden dank der Renaturierung wieder ein Zuhause am Sellmannsbach finden.
Für die Menschen in Gelsenkirchen entsteht eine ganz neue Aufenthaltsqualität am Wasser. Wo einst die Köttelbecke ihre stinkende Fracht transportierte, kann zukünftig der Ausblick auf das Wasser und die Natur genossen oder auf neuen Wegen entlang des Baches flaniert werden. An drei Stellen am Bach – an der Ebertsteinstraße, am Sträflingshof und am Regenrückhaltebecken östlich der Alfred-Zingler-Straße – legen die beiden Wasserwirtschaftsverbände Grünflächen und Blumenwiesen an, stellen Bänke auf und pflanzen Sträucher und Bäume. Die Betriebswege, die entlang weiter Strecken des Baches für die Baumaßnahme der ökologischen Verbesserung angelegt werden müssen, werden anschließend für die Spaziergänger*innen und Radfahrer*innen freigegeben.
Attraktion für Schulklassen
Schulklassen können sich besonders auf das Blaue Klassenzimmer unweit des Regenrückhaltebeckens freuen. Zukünftig kann hier Biologieunterricht unter freiem Himmel stattfinden und Flora und Fauna im und am Wasser untersucht werden. Dafür werden ähnlich eines Amphitheaters Sitzreihen aus Naturstein sowie Trittsteine im Wasser angelegt.
Bis zum Herbst 2024 dominieren noch die Bagger am Sellmannsbach. Danach übernimmt die Natur und kann sich, über 100 Jahre nachdem der Bach von den Menschen in eine Betonschale gezwängt und in einen offenen Abwasserkanal umgewandelt wurde, wieder frei entfalten. Die Kosten der gemeinsamen Maßnahme von AGG/Gelsenkanal und Emschergenossenschaft liegen bei rund 3,7 Millionen Euro. Für den städtischen Abschnitt erhält AGG/Gelsenkanal eine Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen.