300 Einsätze in Gelsenkirchen nach Starkregenereignis

Die Stadt Gelsenkirchen zieht Bilanz nach dem Starkregenereigniss in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag.
300 Einsätze in Gelsenkirchen nach Starkregenereignis

Auch die „Schalker Meile“ stand unter Wasser. -–Foto: Feuerwehr Gelsenkirchen

Die Stadt Gelsenkirchen zieht Bilanz nach dem Starkregenereigniss in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag. Eine besondere Wetterlage, bei der sich nach Auskunft der Emschergenossenschaft mehrere Starkniederschlagszellen zusammenschlossen haben, hat in Gelsenkirchen vor allem in Bismarck, Schalke Nord und der Altstadt zu außergewöhnlich hohen Niederschlagsmengen geführt, die etwa ab 0.15 Uhr niedergingen. Die Stationsaufzeichnungen zeigen einen Niederschlagsschwerpunkt im Südwesten von Gelsenkirchen. An der Station GE-Bismarck wurden innerhalb von 90 Minuten etwa 75 Millimeter Niederschlag aufgezeichnet. Hier spricht man von einem Jahrhundertereignis.

Nur wenige Kilometer weiter wurden beispielsweise an den Stationen im nördlichen Gemeindegebiet Gelsenkirchens mit etwa 4 Millimetern Niederschlag keine relevanten Regensummen erfasst.
In Folge der starken Niederschläge gingen bei der Feuerwehr Gelsenkirchen zahlreiche Notrufe ein. Größtenteils handelte es sich dabei um Überschwemmungen von Kellern im betroffenen Bereich, schwerpunktmäßig in den Stadtteilen Bismarck und Schalke aber auch in der Hartmannstraße in Rotthausen. Durch das eindringende Wasser kam es zu vier Bränden in Kellerbereichen der betroffen Häuser und Wohnungen. Diese konnten durch die Feuerwehr schnell unter Kontrolle gebracht werden. Insgesamt gingen rund 300 Notrufe bei der Feuerwehr ein.

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Im Kreuzungsbereich der Kurt-Schumacher mit der Caubstraße musste eine Person aus ihrem im Wasser stehengebliebenen Fahrzeug gerettet werden. Durch das Hochwasser in diesem Bereich musste auch die Bogestra zeitweise ihren Straßenbahnbetrieb der Line 302 einstellen. Bei der Feuerwehr sind bislang keine Personen als verletzt gemeldet worden.

Die Auswirkungen des Unwetters haben die Einsatzkräfte Feuerwehr Gelsenkirchen den gesamten Tag in Anspruch genommen. Um 17:15 Uhr meldete die Feuerwehr noch acht akute Einsätze, die noch heute abgearbeitet werden. Unterstützung erhielt die Feuerwehr Gelsenkirchen durch das THW OV Gelsenkirchen, Dorsten und Gladbeck und die benachbarten Feuerwehren der Städte Bochum, Bottrop und des Kreises Recklinghausens.

Nach Mitteilung der Emschergenossenschaft kam es durch den intensiven Starkregen am Sellmannsbach in GE-Bismarck zu einer Kette von Überlastungen. Nicht nur der unterirdische Stauraumkanal und ein Regenrückhaltebecken waren randvoll. Durch einen witterungsbedingten Kurzschluss kam es zu einem kurzzeitigen Aussetzen eines Pumpwerks, das aber in weniger als einer Stunde von der Emschergenossenschaft wieder in Betrieb gesetzt werden konnte. Durch die vielen Wassermassen ist das im Umbau befindliche Gewässer, das im Zuge der Renaturierung im Bereich der Alfred-Zingler-Straße aufgeweitet wurde und dadurch sogar noch mehr Raum erhielt, vollgelaufen und letztlich in die Siedlung an der Sellmannsbachstraße übergetreten.

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Vermutlich ebenfalls durch den Rückstau bedingt kam es auch im Bereich des Trinenkamps zu größeren Überschwemmungen aus der überlasteten Kanalisation und eventuell auch aus einem kleineren Zulauf des Sellmansbaches. Dieser Bereich gehört zu den geografisch am tiefsten liegenden Gebieten der Stadt. Die Gefahr einer Überflutung ist hier besonders hoch. Von Wasserschäden betroffen waren auch drei Kindertagesstätten und eine Förderschule in Gelsenkirchen. In der Küppersbuschstraße 1a ist Wasser durch den Boden eingetreten. Der akute Schaden konnte größtenteils behoben werden, allerdings sind viele Möbel und Teile des Inventars unbrauchbar. Trotzdem können die Kinder weiterhin betreut werden.
Die Kita an der Leipziger Straße 39 hatte einen Wassereinbruch durch die Außentür. Teppiche und Möbel sind unbrauchbar. Die betroffenen Gruppen aus dem Haupthaus werden in der Dependance an der Dresdener Straße untergebracht

In der Kita Plutostraße 64 war die Stromversorgung zeitweise unterbrochen, konnte aber wieder in Betrieb genommen. Getroffen hat es auch die Förderschule an der Hansastraße. Hier sind nur kleinere Schäden an der Decke eines für pädagogische Einzelmaßnahmen genutzten Raums aufgetreten. Die Reparatur ist bereits beauftragt.

Gelsendienste hat seit den Morgenstunden mit der Straßenreinigung den Einsatz der Feuerwehr unterstützt und mit Kehrmaschinen den angespülten Schlamm von den Straßen entfernt. Die verstärkte Reinigung der besonders betroffenen Bereiche wird in den kommenden Tagen fortgesetzt.
In den städtischen Grünanlagen hat der Starkregen an mehreren Stellen für Schäden an den Wegen geführt. Besonders betroffen ist der Consol-Park, wo einige abschüssige Abschnitte gesperrt werden mussten. Auch in den Berger Anlagen ist es zu größeren Auswaschungen gekommen. Gelsendienste geht davon aus, dass die erforderlichen Ausbesserungsarbeiten zwei Wochen in Anspruch nehmen werden.
Auf dem Kinderspielplatz Marienhof ist zudem während des Unwetters ein Blitz in einen Baum eingeschlagen. Derr Baum wurde so stark geschädigt, dass er gefällt werden muss. Aus Sicherheitsgründen bleibt der Spielplatz daher bis zu der bereits beauftragten Fällung gesperrt.

Aktuell organisiert Gelsendienste eine gezielte Sperrmüllabfuhr in den betroffenen Gebieten, um die betroffen Bewohnerinnen und Bewohner bei den aufräumarbeiten zu unterstützen.
In Folge des Klimawandels erwartet die Emschergenossenschaft in Zukunft eine Zunahme solcher intensiven Starkregenereignisse, bei denen der technische Hochwasserschutz immer wieder an seine Grenzen stoßen kann. „Einen 100-prozentigen technischen Hochwasserschutz kann und wird es niemals geben“, heißt es in einem Bericht der Emschergenossenschaft.