Abschiede und neue Hoffnungen

Der Buerschen Innenstadt drohen weitere Leerstände aber auch neue Hoffnungsträger beleben die Fußgängerzone.
Abschiede und neue Hoffnungen

Schließt nach rund zweieinhalb Jahren: Denn Biomarkt in der Markthalle. – Foto: André Przybyl

Während die Fleischerei Ptassek Buer auf dem Wochenmarkt erhalten bleibt, schließen andere Geschäfte endgültig ihre Türen. Ein Leerstand droht am Springemarkt: Nach rund zweieinhalb Jahren macht Denns Biomarkt seine Filiale in der Markthalle dicht. „Nach reiflicher Überlegung haben wir uns dazu entschieden, den Mietvertrag zum 30. April 2023 zu kündigen“, erklärt André Mory, Regionalleiter für Nordrhein-Westfalen, schriftlich auf Nachfrage von Hallo Buer. Den rund zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Buerschen Markt habe das Unternehmen angeboten, in anderen Märkten zu arbeiten.

Markthalle „hat in keiner Weise Erwartungen erfüllt“

„Bedauerlicherweise haben sich in den vergangenen zwei Jahren unsere Erwartungen an ein ansprechendes Standortumfeld hier, in der Markthalle in Gelsenkirchen-Buer, nicht erfüllt“, führt Mory weiter aus. Als Gründe für die Schließung führt er „die anhaltend mangelnde Attraktivität durch die nicht fertiggestellten Mietflächen beziehungsweise die stockenden Bauleistungen“ an. Seit Langem trügen diese zu einer geringen Besucherfrequenz bei. „Damit erfüllt die Markthalle in keiner Weise die Erwartungen an eine attraktive Einkaufsatmosphäre“, sagt der Regionalleiter. Das Unternehmen suche zurzeit nach einem anderen Standort in Gelsenkirchen. „Zur konkreten Terminplanung können wir derzeit noch nichts sagen“, berichtet André Mory.

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Dabei sah im August 2020 die Zukunft der Markthalle noch vielversprechend aus: Seinerzeit eröffnete Denns sein Geschäft am Springemarkt und beendete damit den rund sechs Jahre andauernden Leerstand des Gebäudes. Und Investor Thomas Bernau, der 2014 die Immobilie gekauft hatte, hatte noch weitere Pläne: Insgesamt vier Restaurants sollten im Erdgeschoss und in der ersten Etage ihre Gäste empfangen. Der Eröffnungstermin verzögerte sich jedoch zunehmend. Ursprünglich sollte die Gastronomie Ende 2020 eröffnen. Daraus wurden Frühjahr und schließlich Sommer 2021. Als Grund für die Verzögerungen wurden stets die Pandemie und damit verbundene Lieferprobleme genannt. Mittlerweile ruhen die Arbeiten am Springemarkt schon seit rund eineinhalb Jahren. 

Seit 20 Jahren führen Slavica und Tomislav Protuder das Restaurant „Adria“ im Kolpinghaus – doch damit ist es jetzt vorbei. Am zweiten Weihnachtsfeiertag hat die Familie letztmalig ihre Gäste empfangen. „Ich bin 66 und mein Mann ist 70 Jahre alt“, sagt Slavica Protuder. „Die Gesundheit spielt einfach nicht mehr mit.“ 

Sie kümmerte sich über all die Jahre um die Gäste, ihr Mann stand in der Küche. Hinzu komme, dass es immer schwieriger werde, Personal zu finden. „Besonders für die Küche finden wir keine Leute“, berichtet sie. Nun gehen beide in den Ruhestand. Die Entscheidung sei bereits vor einem Jahr gefallen. Mit dem Restaurant solle es allerdings weitergehen. „Es gibt Interessenten, die den Betrieb weiterführen möchten“, erklärt Slavica Protuder. „Da ist allerdings noch nichts spruchreif.“

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Nordsee schließt nach 40 Jahren

An anderer Stelle ist Buer bereits um eine Gastronomie ärmer: Noch vor Weihnachten schloss Nordsee das Schnellrestaurant an der Hochstraße, das seit 1. April 1982 dort seine Gäste empfing. „Die Filiale wird am 31. Dezember 2022 geschlossen“, bestätigt das Unternehmen auf Anfrage von Hallo Buer. Über die Gründe für die Schließung schweigt sich Nordsee allerdings aus. Weiter solle es in der Gelsenkirchener Innenstadt gehen: „Nordsee ist auf der Suche nach einem neuen Standort in der Bahnhofstraße“, erklärte das Unternehmen.

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Mit dem Café Sorella und dem Setzkasten sind in der Buerschen Innenstadt seit Anfang Dezember zwei Leerstände verschwunden. Beide Neueröffnungen werden durch das Sofortprogramm Innenstadt des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Dabei mietet die Stadt leerstehende Ladenlokale zu 70 Prozent der Altmiete an. Die Mieter wiederum zahlen nur 20 Prozent an die Stadt. Die Differenz wird zu 90 Prozent vom Land und zu zehn Prozent von der Stadt getragen. Insgesamt 235.000 Euro hat Düsseldorf bis Ende 2023 der Stadt für das Sofortprogramm zur Verfügung gestellt.

Mit ihrem Café Sorella an der Hochstraße möchten Romina und Fabian Primus speziell Vegetarier und Veganer ansprechen. „Wir haben den Mietvertrag bereits für vier Jahre unterschrieben, da wir überzeugt sind, dass unser Konzept trägt“, erklärt Romina Primus. „Dennoch freuen wir uns sehr, im ersten Jahr durch das Sofortprogramm Innenstadt eine Anschubfinanzierung zu erhalten.“ Zuvor wurde das rund 100 Quadratmeter große Lokal als Brillengeschäft und Friseursalon genutzt. Jetzt finden im Innenraum rund 35, im Außenbereich etwa 20 Gäste Platz.

Nicht weit entfernt haben Bente und Philipp Meissner in der Maximilianstraße ihren Setzkasten Work & Shop eröffnet. Mit ihrem Unternehmen Sitzplätzchen arbeiten sie seit vier Jahren als Hochzeitsdienstleister. Das neue Geschäft soll Showroom für vermietbares Hochzeitsmobiliar, Dekoladen und Raum für Workshops sein. „Durch das Förderprogramm haben wir die Chance, unseren Shop auch in die Einkaufsstraße zu verlagern und unsere Arbeit hier sichtbar zu machen“, erklären die Inhaber.

André Przybył