IHK Nord Westfalen: Keine Trendwende in Wirtschaft
IHK Nord Westfalen: Keine Trendwende in Wirtschaft
Keine Trendwende in der regionalen Wirtschaft kann die IHK Nord Westfalen derzeit erkennen. Die Lage habe sich gegenüber dem Herbst nur „leicht entspannt“.
Nach dem Energiepreis-Schock vom vergangenen Jahr hat sich die Lage in der regionalen Wirtschaft nur „leicht entspannt“. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen. Danach sind die Unternehmen in der Emscher-Lippe-Region und im Münsterland wieder etwas zuversichtlicher als im Herbst vergangenen Jahres. Aber: „Weniger schlecht ist noch lange nicht gut“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel. Die konjunkturelle Entwicklung stehe weiterhin auf sehr unsicherem Grund. Eine Trendwende ist laut Jaeckel „nicht in Sicht“.
So steigt der IHK-Konjunkturklima-Indikator, der die derzeitige Geschäftslage und die Zukunftserwartungen der Unternehmen in einem Wert zusammenfasst, zwar von 76 auf 99 Punkte. Damit liegt der Wert aber weiterhin deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt (112 Punkte). Dabei beurteilen die Unternehmen ihre aktuelle Lage insgesamt weiterhin „vergleichsweise positiv“, so Jaeckel. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Lage als gut bezeichnen, blieb gegenüber der Herbstumfrage der IHK nahezu unverändert bei 31 Prozent. Der Anteil derjenigen, die ihre Situation als schlecht bewerten, ging nicht einmal um einen Prozentpunkt auf 13,9 zurück.
Schlechtere Beurteilung in Emscher-Lippe-Region
Etwas schlechter als im Münsterland beurteilen die Unternehmen in der Emscher-Lippe-Region, zu der auch Gelsenkirchen zählt, ihre Lage: Rund 25 Prozent bewerten ihre Geschäftslage als gut. Etwa 56 Prozent schätzen ihre derzeitige Situation als befriedigend und circa 19 Prozent als schlecht ein. „Das ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass in der Region mehr energie-intensive Unternehmen ansässig sind“, mutmaßt Dr. Jochen Grütters, Leiter des IHK-Standorts Emscher-Lippe in Gelsenkirchen.
Jaeckel wies dabei auf die deutlichen Unterschiede zwischen den Branchen hin. So ging im Einzelhandel der Anteil der Betriebe, die von schlechten Geschäften berichten, von 42 auf 13 Prozent zurück. „Deutlich angeschlagen zeigt sich die Industrie“, berichtet der IHK-Hauptgeschäftsführer. Der Saldo aus positiven und negativen Nennungen ist hier innerhalb eines Jahres von 43 auf acht Punkte gesunken. Fast jedes fünfte Unternehmen ist derzeit mit seiner wirtschaftlichen Situation nicht zufrieden. „Drei von vier Unternehmen haben nach wie vor Lieferschwierigkeiten“, erläutert Jaeckel. Längere Wartezeiten, gestiegener Planungsaufwand und Ertragseinbußen seien die Folge.
Jaeckel: „Jedes dritte Unternehmen befürchtet Verschlechterung“
Insgesamt etwas besser als im Herbst schätzen die Unternehmen die Geschäftsentwicklung für die nächsten Monate ein. Der Anteil der Unternehmen, die bessere Geschäfte erwarten, stieg von historisch niedrigen fünf Prozent auf knapp 14. „Aber immer noch befürchtet jedes dritte Unternehmen eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage“, warnt Dr. Fritz Jaeckel.Rund 55 Prozent erwarten, dass ihre Geschäftslage unterverändert bleibt. „Das klingt zwar zunächst gut, stellt aber ein Risiko dar“, führt Jaeckel weiter aus. Denn es bedeute auch, dass sich die Unternehmen nicht weiterentwickeln würden. „Ein Großteil der Unternehmen kann somit nicht von Entspannung sprechen.“
Als größte Probleme für ihre Geschäftsentwicklung stufen die Unternehmen weiterhin die Energie- und Rohstoffpreise (71 Prozent) sowie den Fachkräftemangel (69 Prozent) ein. Dabei hat der Fachkräftemangel bei den Nennungen mit einem Plus von fast 13 Prozentpunkten den früheren Höchststand fast wieder erreicht. Demgegenüber wird das Risiko durch die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise etwas schwächer bewertet als im Herbst (minus zehn Prozent).
Auswirkungen der Energiepreisbremsen unklar
Weitgehend unklar bleibt laut IHK Nord Westfalen, wie die Energiepreisbremsen sich auswirken werden. Ein Großteil der befragten Unternehmen (rund 45 Prozent) kann momentan noch nicht abschätzen, ob die seit Januar wirksamen Strom- und Gaspreisbremsen für den eigenen Betrieb eine stabilisierende Wirkung entfalten können. Jeder vierte Betrieb rechnet mit keiner Entlastung, in der Industrie sind es sogar 38 Prozent.
„Dies korrespondiert mit einer Prüfung der komplexen Förderbedingungen, wonach vor allem viele energieintensive Unternehmen im industriellen Mittelstand möglicherweise nicht im ausreichenden Maße von den Energiepreisbremsen profitieren können“, erläutert Jaeckel. Die finanzielle Lage der Unternehmen insgesamt ist gegenüber dem Herbst jedoch fast unverändert. Über 60 Prozent bezeichnen ihre Finanzlage weiterhin als „unproblematisch“.
Unternehmen planen Einstellungen
Eine stabilisierende Wirkung für die konjunkturelle Entwicklung geht weiterhin vom Arbeitsmarkt aus. Nach der IHK-Umfrage plant fast ein Viertel der Unternehmen, insbesondere in der Industrie und bei den Dienstleistern, einen höheren Personalbestand in den nächsten Monaten. „Wir beobachten eine Entkopplung des Arbeitsmarktes von der konjunkturellen Entwicklung“, erläutert Dr. Fritz Jaeckel.