Impfzentrum: Astra-Zeneca stößt auf Skepsis
Der eine Impfstoff ist Mangelware, den anderen wollen nicht alle haben: Das Präparat von Astra-Zeneca stößt auch in Gelsenkirchen auf Skepsis.
Seit 8. Februar wird im Gelsenkirchener Impfzentrum gearbeitet. „Der Start ist grundsätzlich gut gelaufen“, erklärt Dr. Klaus Rembrink, medizinischer Leiter des Impfzentrums. „Zwischen 200 und 320 Menschen am Tag haben wir bisher in der Emscher-Lippe-Halle geimpft.“ Aktuell seien drei, manchmal vier von maximal sechs Impfstraßen in Betrieb.
Biontech/Pfizer für über 80-Jährige
Allerdings könnten bis zu 1.400 Menschen täglich geimpft werden – so die Schätzung von Ansgar Stening, dem technischen Leiter der Einrichtung. Dass nicht mehr geimpft wird, liegt Klaus Rembrink zufolge an drei Faktoren: Zum einen fehle es am Impfstoff des Herstellers Biontech/Pfizer. Zum anderen sei es mittlerweile sehr aufwendig, priorisierte Berufsgruppen einzubestellen. Und das Vakzin von Astra-Zeneca stoße immer wieder auf Ablehnung.
„Von Biontech/Pfizer erhalten wir rund 1.000 Impfdosen pro Woche“, führt Rembrink näher aus. „Ab kommender Woche sollen es 1.400 werden.“ Dieser Impfstoff ist den über 80-Jährigen vorbehalten.
Nehmen, was man kriegen kann
Größere Mengen liefert Astra-Zeneca. „Dieser Impfstoff ist in Deutschland allerdings nur für Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren zugelassen“, erläutert der Mediziner. „Wir verimpfen ihn an priorisierte Berufsgruppen wie Altenpfleger oder bestimmte Ärzte sowie deren Mitarbeiter.“ Das Vakzin ist jedoch in Verruf geraten: Die Wirksamkeit soll nicht so hoch sein wie bei anderen Impfstoffen. Außerdem klagten Geimpfte zum Teil über heftige Impf-Reaktionen.
„Der Impfstoff führt häufiger zu einer Reaktion bei der ersten Injektion, Biontech/ Pfizer eher bei der zweiten“, weiß Rembrink. Er sei davon überzeugt, dass das Vakzin besser sei als sein Ruf. „Neueste Studien deuten darauf hin, dass Astra-Zeneca eine höhere Wirksamkeit hat als ursprünglich angenommen.“ Er rate dazu, aktuell jeden Impfstoff zu nehmen, den man kriegen könne. „Im kommenden Jahr werden wir genügend Impfstoff haben, sodass sich Impfwillige einen Hersteller aussuchen können“, prognostiziert der Arzt. „Aber eben nicht in diesem Jahr.“
Kleinteiliger und mit mehr Arbeit verbunden
Ferner sei es zurzeit aufwendig, die priorisierten Berufsgruppen einzubestellen. „Die Arbeitgeber werden von der Stadt angerufen“, erklärt Rembrink. „Zu Beginn waren es große Pflegedienste mit zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Mittlerweile seien allerdings kleine Arztpraxen mit vielleicht fünf Angestellten an der Reihe. „Das ist natürlich weitaus kleinteiliger und mit mehr Arbeit verbunden.“ Jedoch wolle die Stadt auf ein Online-Buchungsportal umstellen, das den Prozess vereinfachen werde.
Nicht nur Impf-Skeptiker, sondern auch „Impf-Erschleicher“ sind Rembrink schon untergekommen. „Es kommt immer wieder vor, dass Menschen, die die Anforderungen nicht erfüllen, zum Impfzentrum kommen“, berichtet der Mediziner. „Bei der Terminbuchung im Internet werden Angaben nicht überprüft.“
„Uns sind die Hände gebunden“
So seien schon jüngere Menschen mit schweren Erkrankungen in der Emscher-Lippe-Halle erschienen. „Diese waren der Meinung, aufgrund ihrer Krankheit Anrecht auf die Impfung zu haben“, sagt Rembrink. „Doch da sind uns die Hände gebunden – diese Menschen müssen wir wieder nach Hause schicken.“
Dr. Klaus Rembrink rechnet damit, dass das Impfzentrum Ende März seine volle Kapazität ausschöpfen kann. „Immer vorausgesetzt, dass wir genügend Impfstoff haben.“