Rausch und Exzess bis zum Untergang
Mit Richard Strauss‘ „Salome“ steht die nächste Premiere in der noch jungen Saison des Musiktheaters im Revier bevor.
Mit seiner 1905 uraufgeführten Oper „Salome“ gibt Richard Strauss dem gesamten Genre eine neue Richtung, weg von in Bezug auf die zeitliche Ausdehnung immer expansiveren Formaten im ausgehenden 19. Jahrhundert. Ein Akt und rund einhundert rauschhafte Minuten genügen, um eine ganze Gesellschaft untergehen zu lassen. Auf der anderen Seite setzt Richard Strauss mit der „Salome“ neue ausufernde Maßstäbe bei Orchesterbesetzung und kompositorischer Komplexität. Gleich zu Beginn gelingt es mit nur wenigen Takte, jene fiebrig, überhitzte Atmosphäre zu schaffen, die bis zum Finale die Luft vibrieren lässt. Am Samstag, 23. September, 19 Uhr im Großen Haus feiert die Neuinszenierung der Salome in der Regie von Manuel Schmitt am Musiktheater im Revier Premiere.
Das Beziehungsdreieck zwischen Herodes, seiner Frau Herodias und Stieftochter Salome steht schon zu Beginn unter Hochspannung: Erotik und Eifersucht, Ängste und Ahnungen bilden eine explosive Mischung. Es gärt gewaltig, aber noch ist die Fassade gewahrt. Das ändert sich, wenn der im Kerker gefangene Prophet Jochanaan, ohne selbst aktiv zu werden, als Projektionsfläche für sorgsam verborgene Ängste und Begierden zwischen die Fronten gerät. Die Spannung ist nicht mehr beherrschbar und in nur einer schwülen Mondnacht voller Rausch und Exzess rast ein ganzes Königshaus auf den Abgrund zu.
Regisseur Manuel Schmitt, oft im eingeschworenen Team mit dem Bühnenbildner Julius Theodor Semmelmann, findet in seinen Inszenierungen („Die Perlenfischer“, „Otello“, „Krabat“) immer eine überraschend neue Sicht auf Stoffe, die er direkt aus dem Stücktext heraus denkt. Ausgangspunkt seiner „Salome“-Deutung ist die Frage, wer oder was Jochanaan sein muss, um diese Wirkmacht auf eine ganze Gesellschaft zu entwickeln und letztlich ein Epochenende auszulösen. Nichts Anderes geschieht in den letzten Sekunden von Richard Strauss‘ Oper. Unter ein paar heftigen Orchesterschlägen wird Salome getötet und damit bricht auch Herodes‘ Machtsystem zusammen. Gleichzeitig ist diese Katastrophe aber auch eine Zeitenwende, die erahnen lässt, dass eine neue Ordnung entsteht. Vielleicht ist es genau die, die Jochanaan in seinen nebulösen Vorhersagen angekündigt hat.
Für die Titelrolle konnte Susanne Serfling verpflichtet werden, die sich durch die Darstellung komplexer Frauenfiguren in der Opernliteratur auszeichnet. Hier kann sie alle ihre Stärken in Spiel, Stimme und Sprache zur Entfaltung bringen. Bis 2014 war Susanne Serfling fest am Staatstheater Darmstadt engagiert, um seitdem frei zu arbeiten. Sie singt die großen Sopranpartien sowohl im italienischen, wie auch im hochdramatischen Fach. Neben Susanne Serfling erleben Sie Tenor Martin Homrich in der Rolle des Herodes, die Herodias spielt und singt Almuth Herbst, den Jochanaan verkörpert Bariton Benedict Nelson. Khanyiso Gwenxane den Narraboth.
Nach der Premiere am 23. September sind bis November doch acht weitere Termine angesetzt. Der Spielplan findet sich unter www.musiktheater-im-revier.de. Karten sind ab 15 Euro an der Theaterkasse Montag und Samstag von 10 bis 14 Uhr oder von Dienstag bis Freitag von 10 bis 18.30 Uhr erhältlich. Bestellungen können auch per E-Mail an theaterkasse@musiktheater-im-revier.de oder telefonisch unter 0209 4097-200 aufgegeben werden.