Rooftop-Farming: Erdbeeren und Salat vom Hochschuldach

Auf dem Dach der Westfälischen Hochschule wachsen Rhabarber, Erdbeeren und Blattsalat auf der Rooftop-Farm.
Rooftop-Farming: Erdbeeren und Salat vom Hochschuldach

Erdbeeren pestizidfrei aufgewachsen auf dem Dach der Westfälischen Hochschule. –Foto: Mario Zwiers/WH

Rhabarber, Erdbeeren, Blattsalat – das Obst- und Gemüseangebot von Mario Zwiers und Lukas Pawluc ist vielfältig und frisch. Es entstammt nicht etwa dem heimischen Gemüsegarten, sondern wächst auf der Rooftop-Farm der Westfälischen Hochschule am Campus Gelsenkirchen. Mit dem Projekt auf dem Hochschuldach folgen die beiden Mitarbeiter des MakerSpace dem Trend zum nachhaltigen Urban Gardening.

„Irgendwann stand ich für die Installation einer Antenne auf dem Dach der Hochschule und hab auf diese Dachterrasse geguckt. In dem Moment war die Idee für den Dachgarten da“, erklärt Mario Zwiers. Das war 2019 und was ursprünglich als Terrasse gedacht war, wurde zum Rooftop-Farm-Projekt. Nach vielen Gesprächen über Gebäude- und Personensicherheit und überstandener Corona-Pandemie konnte der Dachgarten 2023 an den Start gehen und trägt in diesem Sommer bereits reichlich Früchte.

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Natürliche und nachhaltige Pflanzenzucht

Wie es für die Projekte aus dem MakerSpace, der Kreativwerkstatt der Hochschule, üblich ist, sind die Beete und Pflanzvorrichtungen auf der 300 Quadratmeter großen Fläche keinesfalls von der Stange. Die Rankhilfe für die Tomaten wurde aus Bambus gebaut, zusammengehalten von upgecycelten Bändern aus PET-Flaschen. Ein selbst konstruiertes NFT-System (Nutrient film technique) aus Abfluss-Rohren bietet Platz für 100 Pflanzen. Es versorgt Blattsalat, Erdbeeren und Co. mit einer Nährstofflösung, die aus einem Tank heraus rund um die Uhr durch die Rohre fließt.

Die Pflanzen stehen also im Wasser und nicht in der Erde. Der Strom für die Pumpe wird mit einer Photovoltaik-Anlage gewonnen und in einer Batterie gespeichert. „Nur der Wassertank befüllt sich leider noch nicht selbst“, so der wissenschaftliche Mitarbeiter mit einem Augenzwinkern. Was nicht in den Rohren wächst, steht in Töpfen mit automatischer Bewässerung. Die Töpfe sind bereits mit organischem Substrat befüllt und enthalten keinen mineralischen Dünger, was eine natürliche und nachhaltige Pflanzenzucht ermöglicht.

Keine Weitergabe an die Mensa

In Zukunft sollen noch weitere Geräte, Sensoren oder kleine Computer angeschlossen werden können, um auch Daten für Studierendenprojekte zu sammeln, beispielsweise aus dem Informatikbereich. Das neueste Projekt ist ein 6×3 Meter großes, hochwertiges Hochbeet – natürlich Marke Eigenbau,  Es soll demnächst über einen „Farmbot“ überwacht und durch diesen mit Wasser sowie Nährstoffen versorgt werden soll. Diese Art des „SmartFarmings“ ermöglicht das Sammeln von Daten und bietet gleichzeitig eine optimale, pestizidfreie Versorgung der Pflanzen.

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Und was passiert mit dem Ertrag, den die Pflanzen abwerfen? „Am liebsten würden wir die Ernte an die Mensa der Hochschule zur direkten Verarbeitung weitergeben, das wäre am nachhaltigsten. Das lässt das Lebensmittelrecht allerdings nicht zu“, erklärt Mario Zwiers. Daher bleibt für das Team des MakerSpace im Moment nur: selbst essen. „Wenn allerdings Besuch zu uns aufs Dach kommt und eigenverantwortlich Erdbeeren von den Pflanzen mopst, ist das, denke ich, ok.“

In ihrem Dachgarten möchten die beiden Mitarbeiter des MakerSpace auf keinen Fall alleine bleiben: „Wir laden Schülerinnen und Schüler, Studierende, Mitarbeitende und alle anderen Interessierten herzlich ein, sich beim Projekt Rooftop-Farm einzubringen. Der Dachgarten soll eine offene Versuchsfläche für nachhaltiges Gärtnern und vielfältige, innovative Projekte sein, bei denen wir gerne unterstützen“, so Lukas Pawluc. Mario Zwiers ergänzt: „Für die jüngere Generation möchten wir ein weiteres Beispiel dafür schaffen, dass Ingenieurwesen durchaus cool sein kann. Warum kommt nicht mal ein Oberstufenkurs vorbei, um hier eine vertikale Hydrokultur aufzubauen? Wir sind offen für alle Ideen.“