Schalke 04: Lokomotivführer an der Kamera

[vc_row][vc_column][us_image image=“2525″ size=“us_1600_900_crop“][vc_column_text css=“%7B%22default%22%3A%7B%22padding-top%22%3A%2210px%22%7D%7D“]Immer noch mit der Kamera auf Ballhöhe: Klaus Wieschus, der Lokomotivführer an der Kamera. –Foto: privat[/vc_column_text][us_post_title tag=“h1″ css=“%7B%22default%22%3A%7B%22font-family%22%3A%22h1%22%2C%22margin-bottom%22%3A%220%22%2C%22padding-top%22%3A%221rem%22%7D%7D“][vc_column_text]

Er hat beim FC Schalke 04 eine Menge erlebt: Schalke-Fotograf Klaus Wieschus wird am Mittwoch 80 Jahre alt. Noch immer ist er mit der Kamera unterwegs.

Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. „Treffen wir uns in Charly’s Schalker“, sagt Klaus Wieschus. Typisch, denn den ehemaligen Lokomotivführer und den FC Schalke 04 verbindet eine besondere Beziehung. Am 5. August wird der gebürtige Gelsenkirchener 80 Jahre alt.

Dass er diesen runden Geburtstag im Kreis seiner Familie überhaupt noch feiern kann, verdankt Wieschus einerseits seiner robusten Konstitution und andererseits der im Ruhrgebiet tief verwurzelten optimistischen Grundeinstellung, die so schnell nichts umwerfen kann. Auch nicht ein 2007 erst mit Verspätung erkannter Herzinfarkt, der Wieschus fast zwei Jahre außer Gefecht setzte. Mancher Arzt hatte ihn schon abgeschrieben, weil zusätzliche eine vereiterte Wirbelsäule für Komplikationen sorgte.

Rückkehr nach zwei Jahren Zwangspause

Doch er kehrte 2009 zu seinem Herzensklub in der Rolle zurück, die er nun schon seit vielen Jahrzehnten ausfüllt, als Fotograf für die Vereinszeitschrift „Schalker Kreisel“ und als „Mann für alles“, wenn vor allem in den 1980er- und 90er-Jahren blitzschnell ein neuer Spieler oder ein neuer Sponsor abgelichtet werden musste.

Dann war der 1,90 m große Fotograf zur Stelle, und weil sich seine Fähigkeiten schnell herumsprachen, fotografierte Wieschus auch bald für alle drei damals im Stadtgebiet noch erscheinenden Tageszeitungen (Buersche Zeitung, Ruhr Nachrichten, WAZ). Schnell war Klaus Wieschus bekannt wie der sprichwörtliche „bunte Hund“. Für „seinen“ FC Schalke 04 schaffte es das Geburtstagskind fast immer, Beruf und Hobby in Einklang zu bringen. Spielte Schalke im eigenen Stadion, dann tauschte Wieschus seine Dienste bei der Deutschen Bahn mit seinen Arbeitskollegen. „Dafür gab es für meine Kollegen das eine oder andere Autogramm von einem Spieler“, erzählt Wieschus mit einem Grinsen. Und natürlich war der Hans Dampf in allen Gassen auch bei vielen Schalker Trainingslagern im In- und Ausland dabei.

Klaus Wieschus erlebte drei Abstiege

Doch für seinen Lieblingsclub ging es in den 80er- bis Anfang der 90er-Jahre sportlich begab. „Die drei Abstiege habe ich alle hautnah miterlebt. Das war eine schlimme Zeit für mich“, erinnert sich der Gelsenkirchener, der (natürlich) im Stadtteil Schalke wohnt, aber zuvor viele Jahrzehnte in Horst lebte.

Das Leben mit Schalke 04 hat Wieschus unzählige Erlebnisse beschert, die im Anekdotenschatz in ganz Deutschland fest verankert sind. Ernst Kuzorras zweite Beerdigung, der erste Rausschmiss von Rudi Assauer oder zahlreiche turbulente Mitgliederversammlungen in den 80er-Jahren, wo Volkstribun Günter Siebert bis weit nach Mitternacht dafür sorgte, dass Schalke nicht aus den Schlagzeilen verschwand. Wieschus hielt alles im Bild fest. Damals war er noch ein Ein-Mann-Betrieb, der jeden Auftrag persönlich ausführte.

Eine enge Freundschaft mit Olaf Thon

Wieschus fotografierte aber nicht nur die Schalke-Partien. Oft luden ihn Spieler zu ihren Hochzeiten ein. Einmal nahm er sogar Jiri Nemec in seinem Auto mit zum Derby nach Dortmund, weil der Tscheche nicht spielen durfte und eine Mitfahrgelegenheit suchte. „Das war damals nicht ungewöhnlich, heute wäre das undenkbar“, blickt Wieschus ein bisschen wehmütig zurück. Auch mit Olaf Ton verbindet ihn eine enge Freundschaft, denn die Schalke-Legende fotografierte er bei seiner Premiere im Schalke-Trikot bei den Profis. Die hohe Wertschätzung, die der bald 80-Jährige bei den Schalker Spielern genoss, zeigte sich 2011 auch beim Schalker Pokalsieg gegen den MSV Duisburg. Als Manuel Neuer den Schalker Fotografen nach der Siegerehrung entdeckte, streckte er ihm den Pokal hin. Eine Geste, die Wieschus bis heute nicht vergessen hat.

Wie alle Schalker hat Wieschus in der letzten Saison jedoch viel gelitten. „Nach der Hinrunde war ich noch sehr optimistisch. Dass es so schlimm kommen würde, hätte ich nie erwartet. Bloß gut, dass wir schon so viele Punkte geholt hatten“, spricht der ehemalige Lokomotivführer Klartext. Dass er noch einmal wie 1958 hautnah einen Deutschen Meistertitel für seine Königsblauen bejubeln kann, glaubt Wieschus eher nicht. Damals war er mit einem Sonderzug nach Hannover gefahren, um den Schalker Triumph live vor Ort zu erleben.

Dass er erst 1992 Schalke-Mitglied wurde, weil ihn der damalige Schalke-Geschäftsführer Dr. Wehrmann dazu drängte, ist auch einer Anekdote geschuldet, die Wieschus am Ende unseres Gesprächs gern zum Besten gibt. Zusammen mit einem Schulfreund setzte er einen Brief an Fritz Szepan, den damaligen Vereinsvorsitzenden, auf. Dumm nur, dass die beiden fußballbegeisterten Jungen die Briefmarke auf dem Kuvert vergaßen. Prompt brachte der Briefträger das Kuvert nach Lichtenau zurück, wo Wieschus damals mit seinen Eltern lebte. Wieschus: „Danach gab es in unserem Dorf wochenlang kein anderes Thema. Und wir haben uns mächtig geschämt“.

Frank Leszinski

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