Schalker Geburtstagsparty mit Charme und Augenzwinkern

Für den 4. Mai gab es auf Schalke andere Pläne (das verlegte Osnabrück-Spiel): Die Party zum 120. Geburtstag fand daher schon am Freitagabend statt.

Gleich geht es los in der Schauburg in Buer. Foto: Neubaum

120 Jahre FC Schalke 04 – kein „richtiges“ Jubiläum, das wäre dann der 125. Geburtstag in fünf Jahren. Aber ein Grund zu feiern ist das allemal. Aus aktuellem Anlass nicht so üppig wie bei der 100-Jahr-Feier, bei der die Königsblauen die ganze Arena bespielten und es richtig krachen ließen. 20 Jahre später ging alles eine Nummer kleiner über die Bühne. Aber mit Charme und endlich auch mal wieder mit einem sympathischen Augenzwinkern in eigener Sache.

Denn im Mittelpunkt in der Buerschen Schauburg stand vor ca. 500 Gästen, darunter Schalke-Promis wie Olaf Thon, Ingo Anderbrügge, Mike Büskens, Rüdiger Abramczik und per Losverfahren ermittelten S04-Mitgliedern der Film „Fußball ist unser Leben“, der genau in dem Kino im Jahr 2000 auch uraufgeführt wurde.

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Ein Film zum Schmunzeln

Eine Komödie über vier Schalke-Fans, angeführt von Hans Pollak (Uwe Ochsenknecht), die einen bis dahin eher dilettierenden Schalke-Star in ihrem Party-Keller gefangen halten, um bessere Leistungen aus ihm herauszukitzeln. Hans Pollak hat da auch ein ganz bestimmtes Eigeninteresse: Er hat sein Haus – bzw. das seiner Frau – auf ein Tor des bis dahin lustlosen Kickers verwettet. Ganz am Ende geht die Rechnung sogar auf – „Mios Dios“ ist endlich der erwartete Fußball-Gott.

Man mag den Streifen in diesem Fall vielleicht nicht angebrachter strenger Kritiker-Manier für Klamauk halten, auf alle Fälle ist er völlig überdreht, aber genau deshalb irgendwie auch wieder zum Schmunzeln. Ein Film aus einer Zeit, in der Schalke nach dem Uefa-Cup-Sieg weiter zum Höhenflug ansetzte, aber auch noch über sich selbst lachen konnte.

Mit Assauer und Stevens

Und nicht nur beim Auftauchen der damaligen Protagonisten Rudi Assauer und Huub Stevens am Spielfeldrand lief dem einen oder anderen Besucher sicherlich mehr als ein Sentimentalitäts-Tränchen übers Gesicht. Für viele der Anwesenden war am Freitagabend also nicht die Frage, ob sie den Film schon mal gesehen haben. Sondern wie oft …

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Vor dem Hauptfilm gab es diesmal kein Eis-Konfekt, sondern vielleicht das unterm Strich beeindruckendste Element des Abends: Ein gefühlvoll und trotzdem sehr sachlich zusammengestellter Film über 120 Schalker Jahre.

Gefühlvoller Film über 120 Jahre Clubhistorie

Ein Verein zwischen großen Erfolgen, Triumphen, Niederlagen und auch schmerzhaften Kapiteln wie dem Bundesliga-Skandal – nichts wurde ausgespart, das gehört schließlich alles zum Gesamtpaket dieses Vereins. Und reizt vielleicht auch ein wenig zum Innehalten, das zum Ergebnis führen könnte, die aktuelle Lage bei aller Kniffligkeit ein wenig gelassener zu betrachten. Tiefen hat es auf Schalke immer gegeben. Und Lösungen.

Die Schauburg, ein mit großen Mühen erhaltenes und liebevoll ausgestattetes Kino in Buer gehört an diesem Abend Schalke, der Code-Dress ist Blau und Weiß. Bei Bier, Currywurst und dann Popcorn werden Erinnerungen ausgetauscht, natürlich werden auch Gegenwart und Zukunft gestreift. „Nach dieser Saison werden sieben fette Jahre kommen“, hatte Olaf Thon schon am Rande des Pottcasts der Recklinghäuser Zeitung anlässlich des 40-Jährigen des 6:6 gegen die Bayern orakelt.

Sieben fette Jahre?

Sieben fette Jahre? Dafür die Weichen stellen muss nun Matthias Tillmann. Schalkes Vorstandschef darf erstmals Gäste zu einem Schalker Geburtstag begrüßen und hat ebenfalls seine eigene Schalke-Geschichte mitgebracht: 1997 hatte er vor dem Uefa-Cup-Viertelfinale gegen Valencia Karten für die ganze Familie besorgt: „70 Mark pro Karte, für sechs Leute. 420 Mark also insgesamt. Für uns war das viel Geld.“ Am Einlass des Parkstadions wurde sein Vater angesprochen und er bekam 300 Mark pro Karte geboten. Ein sehr verlockendes Angebot. Ein kurzer, intensiver Blickkontakt zwischen Vater und Sohn reichte: „Abgelehnt.“

Es sind auch diese Geschichten, von den Schalke lebt und weiter leben wird. So wie die von Christina Rühl-Hamers. Sie offenbarte, dass Opa und Papa sie als Kind manchmal mit ins Parkstadion geschmuggelt hätten: „Damals waren die Sicherheitskontrollen noch nicht so streng.“ Und Opa wäre notfalls auch ganz ohne Karte ins Stadion gekommen. Da würde die Schalker Finanzchefin heute wohl ein Hühnchen mit dem Opa rupfen …

Norbert Neubaum