Westfälische Hochschule will „Erfinderinnen“ sichtbar machen

Ein Projekt rückt innovative Frauen in den Fokus.

Innovative Frauen sichtbarer zu machen – dieser Aufgabe widmet sich das Projekt „Westfälische Erfinderinnen“ an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen.
Innovative Frauen sichtbarer zu machen – dieser Aufgabe widmet sich das Projekt „Westfälische Erfinderinnen“ an der Westfälischen Hochschule.

Sind Teil des Projekts „Westfälische Erfinderinnen“: (v. l.) Carolin Möllenbeck, Sonja Esch, Katharina Schleeberger, Désirée Huber und Leonie Kloep. Foto: WH/Dieter Stegemann

Innovative Frauen und ihre Arbeit sichtbarer zu machen – dieser Aufgabe widmet sich das 2021 an der Westfälischen Hochschule gestartete Projekt „Westfälische Erfinderinnen“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Eine nun abgeschlossene Erhebung zeigt unter anderem, dass besonders Innovationsleistungen im sozialen, Marketing- oder Dienstleistungsbereich, in denen Frauen oft stark vertreten sind, aktuell nicht ausreichend wahrgenommen werden.

Frauen seien im Zusammenhang mit innovativen Ideen unterrepräsentiert, meldet die Westfälische Hochschule mit Hauptsitz in Gelsenkirchen. So wurden beispielsweise laut dem Europäischen Patentamt zwischen 2010 und 2019 nur zehn Prozent aller Patente von Erfinderinnen angemeldet.

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Professorin:  „Frauen fehlt es an Vorbildern“

„Dabei fehlt es nicht an Frauen mit innovativen Ideen, aber an sichtbaren Vorbildern, die andere Frauen ermutigen“, erklärt Prof. Dr. Kerstin Ettl, Projektleiterin und Professorin im Fachbereich Wirtschaft und Informationstechnik an der Westfälischen Hochschule. Denn in Wissenschaft und Praxis bestehe bei der Sichtbarmachung innovativer Frauen eine deutliche Lücke. So dominiere n der Gesellschaft zum Beispiel das Bild des männlichen Experten, des Wissenschaftlers oder des Unternehmers.

Um Gründe für diese (Un-)Sichtbarkeit der innovativen Frauen herauszustellen, wurden im Rahmen des Forschungsprojekts zwischen Dezember 2021 und April 2022 Interviews mit Verantwortlichen aus Wirtschaftsförderungen, Innovationsnetzwerken sowie Verbänden und Vereinen aus den Pilotregionen Ruhrgebiet und Münsterland geführt. Im Fokus standen dabei innovationsbezogene Strukturen sowie Mechanismen, die zur (Un-)Sichtbarkeit von Erfinderinnen beitragen.

Stereotype Rollenbilder von Frauen

Laut Westfälischer Hochschule zeigen erste Ergebnisse, dass der Begriff der Innovation stark mit Produkten und Technologie assoziiert wird. Innovationen im Marketing- oder Dienstleistungsbereich, in denen Frauen oftmals beschäftigt sind, werden hingegen weniger als innovativ wahrgenommen. Außerdem stünden dem sehr technisch geprägten Innovationsbegriff noch immer stereotype Rollenbilder von Frauen als „wenig technikaffin, bescheiden und zurückhaltend“ gegenüber.

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„Es reicht also nicht allein aus, den Innovatorinnen etwa über Sichtbarkeits- und Medientrainings zu helfen“, erklärt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Julia Voß. „Wir müssen gleichzeitig strukturelle Hindernisse der Sichtbarkeit auf gesamtwirtschaftlicher und gesamtgesellschaftlicher Ebene angehen.“ Eines der Ziele des Projekts sei es daher, auch soziale Innovationen und ihre Initiatorinnen stärker in das Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken.

Westfälische Hochschule will Erfahrungen erforschen

Um die individuellen Situationen der „Westfälischen Erfinderinnen“ besser nachvollziehen zu können, sollen im nächsten Schritt Interviews mit Innovatorinnen geführt werden. Dabei will die Westfälische Hochschule besonders die Erfahrungen, Lebenswege und verschiedenen Motivationen sowie mögliche Zusammenhänge zum Thema (Un-)Sichtbarkeit erforschen.