Brautmodengeschäft in Buer: Krise hoch zwei

Geben trotz aller Rückschläge nicht auf: Angelika Ullrich und ihre Tochter Katrin. Foto: André Przybyl

Zunächst Corona, dann der Brand an der De-la-Chevallerie-Straße – für das „Braut-Atelier Angelina“ ist 2020 ein Krisen-Jahr hoch zwei.

Der Großbrand an der De-la-Chevallerie-Straße traf das Brautmodengeschäft von Angelika Ullrich hart: „Der Boden war hoch-, die Decke runtergekommen und aus jeder Ritze quoll Löschschaum“, erinnert sich die Geschäftsführerin des „Braut-Ateliers Angelina“. „Von den Kleidern bis zum Inventar – wir mussten alles wegschmeißen.“ Und das im ohnehin krisengeschüttelten Corona-Jahr.

Großeinsatz der Feuerwehr

In der Nacht vom 23. auf den 24. September brach ein Brand im Dachgeschoss eines fünfgeschossigen Gebäudes an der De-la-Chevallerie-Straße aus. Das Feuer sorgte für einen Großeinsatz der Feuerwehr. Zeitweise waren über 90 Feuerwehrleute im Einsatz, um die Flammen unter Kontrolle zu bekommen. Rund neun Stunden dauerte der Einsatz. Als Brandursache machte die Polizei den fahrlässigen Umgang mit einer offenen Flamme aus. Das Haus ist aktuell unbewohnbar, die Caritas bat um Spenden für die betroffenen Bewohner.

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Im Erdgeschoss befand sich das „Braut-Atelier Angelina“. „Am 9. September 1990 hatten wir unseren Laden dort eröffnet“, erinnert sich Angelika Ullrich. Zur Brautmode kam sie durch ihren Ehemann Ludger. „Er betreibt in Gladbeck ein Fotostudio und fotografiert auch Hochzeiten.“ Sie unterstützte ihn bei seiner Arbeit, kümmerte sich während Fotosh­­­ootings um die Bräute. „Ich kam aus der Modebranche und so reifte in mir die Idee, ein Brautmodengeschäft zu eröffnen.“ Gesagt, getan: „Das erste Ladenlokal lag über dem Fotostudio meines Mannes“, erzählt Ullrich. Das Geschäft florierte und es erfolgte der Umzug nach Buer.

Alles landete im Müll

Dann kam der 24. September 2020: „Eine Freundin, die in dem Haus wohnte, hat mir morgens ein Bild von dem Brand geschickt“, erinnert sich Tochter Katrin, die ebenfalls in dem Familienunternehmen arbeitet. „Ich habe sofort versucht, meine Mutter zu erreichen – aber sie schlief noch.“ Was auf dem Foto gar nicht so dramatisch wirkte, entpuppte sich in der Realität als Desaster. „Der Brand selbst hatte keinen Schaden angerichtet, die Löscharbeiten allerdings schon“, erzählt Angelika Ullrich. Die neue Kollektion war gerade eingetroffen, über 100 Brautkleider füllten das Lager – alles landete auf dem Müll.

Unterstützung erfuhr das Unternehmen von Freunden und Bekannten. „Ich habe noch am selben Tag mit einer Freundin telefoniert“, berichtet Ullrich. „Einen Tag später hatte ich den Schlüssel für unser aktuelles Quartier an der Horster Straße in der Hand.“ Der neue Standort ist jedoch nur eine Übergangslösung. „Die Schaufenster sind zu klein und gerade im hinteren Teil ist der Laden zu dunkel“, sagt Ullrich. „Ich hoffe, dass wir spätestens im Februar kommenden Jahres wieder an der De-la-Chevallerie-Straße sind.“

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Von der Versicherung maßlos enttäuscht

Von der Stadt hat Angelika Ullrich keine Unterstützung erfahren. Maßlos enttäuscht ist sie auch von ihrer Versicherung. „Ich habe mit mindestens 30.000 Euro gerechnet, um wenigstens einen Teil der Kosten decken zu können“, führt sie näher aus. „5.000 Euro habe ich bekommen.“ Nach ihrer Erfahrung sei das kein Einzelfall: Versicherungen würden regelmäßig alle Hebel in Bewegung setzen, um möglichst nichts oder nur einen Bruchteil dessen zu bezahlen, was den Versicherten zustehe. „Das ist sehr traurig.“

Über die Kosten, die ihr durch Brand und Umzug entstanden sind, möchte sie lieber nicht nachdenken. „Das ist eine unfassbare Summe, bei der mir ganz anders wird“, erzählt die Geschäftsfrau. „Und Corona erledigt den Rest: Durch die Pandemie ist unser Umsatz in diesem Jahr um rund 80 Prozent eingebrochen.“

Wieder zur Normalität zurückkehren

Nach dem Brand habe sie zunächst daran gedacht, aufzugeben. „Die Unterstützung durch Freunde sowie Bekannte und der Rückhalt in der Familie haben mich dazu bewogen, weiter zu machen“, erklärt sie. „Außerdem möchte Katrin das Geschäft einmal übernehmen – das ist das Allerwichtigste.“ Angelika Ullrich hofft nun, dass die Pandemie im kommenden Jahr ein Ende hat, „wir wieder zur Normalität zurückkehren und wir bald an unseren gewohnten Standort ziehen können“.

André Przybyl