Erfolgreicher Start für die „Girls & Boys Academy“
Vor einem Jahr ist die „Girls & Boys Academy“ in Gelsenkirchen an den Start gegangen. Jetzt wurde die erste Schule mit einem Zertifikat ausgezeichnet.
Gelsenkirchen ist eine von fünf Pilot-Kommunen, in der die Initiative als Academy durchgeführt wird. Umgesetzt wird das Projekt von der Stiftung PRO AUSBILDUNG, die sich seit 20 Jahren für eine stärkenorientierte Berufliche Orientierung in Nordrhein-Westfalen einsetzt. Vor Ort wird das Projekt von der Stadt Gelsenkirchen, der Agentur für Arbeit in Gelsenkirchen und den Arbeitgeberverbänden Emscher-Lippe unterstützt.
Berufswahl ist stark eingeschränkt
Die „Girls & Boys Academy“ wurde im August 2019 von Ina Scharrenbach, der Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, ins Leben gerufen. Ziel dieser Academy ist es, langfristig das Berufswahlspektrum junger Schülerinnen und Schüler zu erweitern und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken: Es soll Mädchen und Jungen gleichermaßen ihre individuellen Stärken und Talente aufzeigen und sie davon abhalten, in längst überholten Rollenbildern zu denken.
Noch heute entscheiden sich Mädchen eher für Berufe aus den Bereichen Soziale Arbeit oder Erziehung während Jungen eher zu Informatik, Naturwissenschaft oder Technik tendieren. Dadurch schränken sie ihre Berufswahl stark ein. Dem will die Girls & Boys Academy mit dem Blick über den Tellerrand entgegenwirken. „Die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt zeigen, wie wichtig es ist, Schülerinnen und Schülern verschiedene Berufsfelder nahezubringen, auch, um dem wachsenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dabei ist es besonders wichtig, dass das Augenmerk nicht auf das Geschlecht, sondern auf die individuellen Interessen und Stärken gelegt wird“, betont Luidger Wolterhoff, Dezernent für Arbeit und Soziales in Gelsenkirchen.
Schüler lernen ihre Stärken kennen
Im Rahmen des Projektes, das für Mädchen und Jungen der Klassen fünf bis sieben an allen allgemeinbildenden weiterführenden Schulen konzipiert ist, lernen die Schülerinnen und Schüler in zwei Projektwochen ihre Stärken und erste Berufsfelder kennen. Zum Start der „Girls & Boys Academy“ in Gelsenkirchen erhielten 140 Schülerinnen und Schüler der Hauptschule an der Grillostraße die Gelegenheit, in ganz unterschiedliche Berufe „hineinzuschnuppern“. Sie testeten sich in erlebnispädagogischen Übungen oder in einem speziell dafür konzipierten MINT- und SAGE-Parcours. Auf dem Bau- und Abenteuerspielplatz Ückendorf zeigten sie, was Teamarbeit ist und das Mädchen und Jungen gleich gut eine Holzhütte aufbauen können.
Besucher von Gelsendienste und der Polizei Gelsenkirchen gaben den Schülerinnen und Schüler Einblicke in die ersten Berufe. Die Mädchen konnten im zdi-Schülerlabor des Wissenschaftsparks ihr Wissen zum Thema Erneuerbare Energie unter Beweis stellen und die Jungen ihre Fähigkeiten im Haushalt zusammen in der Schulküche. Beim Präsentationstraining erstellten sie ihren eigenen Vortrag über sich oder ihrem Lieblingsberuf und lernten dabei Eigenverantwortung zu übernehmen. Und in den zahlreichen Diskussionsrunden unterhielte man sich über klassische Rollenverteilungen und Berufsvorurteile. Eine ganze Menge!
Einschränkungen durch Corona
„Mit unserer ersten Kooperationsschule, der Hauptschule an der Grillostraße, ist es uns gelungen, das Projekt auch unter schwersten Bedingungen durchzuführen. Dies konnte unter anderem nur realisiert werden durch die tatkräftige Unterstützung vom Schulleiter Gerd Dombrowski und Schulsozialpädagogin Sonja Mühlenbrock. Mit ihrem Glauben an unser Projekt konnten wir trotz der Einschränkungen während der Corona-Pandemie die Schülerinnen und Schüler der sechsten und siebten Klasse betreuen und uns gemeinsam auf die Suche nach ihren Stärken begeben“, erklärt Eva Carlitscheck von der Servicesstelle zur Koordination der Förderlandschaft (SKF) bei der Stadt Gelsenkirchen.
Die ersten Zertifikate, die die Schülerinnen und Schüler für ihre Bewerbungsunterlagen nutzen können, wurden nun in Gelsenkirchen überreicht. „Leider konnten wir dies in diesem Jahr nicht gebührlich mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern feiern. Dennoch ließ es sich unsere Projektreferentin der ‚Girls & Boys Academy‘ Gelsenkirchen, Ilka Hüsges, nicht nehmen, der Schule ihr Zertifikat zu überreichen“, sagt SKF-Mitarbeiterin Patricia Neuhaus. Einen Lichtblick gibt es auch: Auch im Jahr 2021 wird die „Girls & Boys Academy“ Schülerinnen und Schülern in Gelsenkirchen die Chance geben, ihre Berufswahl nicht mit Blick auf ihr Geschlecht auszuwählen, sondern mit Blick auf ihre Stärken: Das Projekt wird fortgesetzt.