Gelsenkirchen: Klimastreik mobilisiert nur wenige

Trotz des Schulterschlusses von Verdi und Fridays von Future mobilisiert der Klimastreik in Gelsenkirchen nur wenige Menschen. Ein Grund dafür könnte sein: der Streik.
Trotz des Schulterschlusses von Verdi und Fridays von Future mobilisiert der Klimastreik in Gelsenkirchen nur wenige Menschen. Ein Grund dafür könnte sein: der Streik.

Knapp 100 Menschen nahmen am Klimastreik in Gelsenkirchen teil. Foto: André Przybyl

Durch Corona-Pandemie, Energiekrise und Inflation scheint Fridays for Future an Fahrt verloren zu haben – zumindest in Gelsenkirchen. Konnte die Bewegung noch vor Corona hunderte Menschen für ihre Demonstrationen mobilisieren, folgten am Freitag nur knapp 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Aufruf zum Klimastreik in Gelsenkirchen. Zum Vergleich: Rund 800 Demonstranten gingen nach Angaben von Fridays vor Future im September 2019 in Gelsenkirchen für das Klima auf die Straße.

Ein Grund für die magere Teilnehmerzahl könnte auch der Streik im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sein, den die Gewerkschaft Verdi am selben Tag ausgerufen hatte. „Dadurch ist er natürlich für die Menschen schwierig, zum Klimastreik zu kommen“, räumt Jan Bretinger von der Gelsenkirchener Ortsgruppe von Fridays for Future ein. „Doch Gelsenkirchen ist ohnehin ein schwieriges Pflaster, um die Menschen für unsere Aktionen zu begeistern.“ Er sei schon froh, dass sie überhaupt demonstrierten.

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Klimaaktivist: „Es hat sich nichts getan“

Wenig später am Mikrophon schlägt er selbstbewusstere Töne an: „In ganz Deutschland finden heute 250 Veranstaltungen statt“, sagt er vor knapp 100 Zuhörerinnen und Zuhörern verschiedenen Alters auf dem Heinrich-König-Platz. „Das ist doch ein Applaus wert.“ Dieser fällt verhalten aus. Doch Bretinger räumt ein, dass dieser Umstand kein Grund zur Freude sei. „Wir stehen heute hier, weil sich nichts getan hat.“ Noch immer würden die Regenwälder am Amazonas abgeholzt und nachhaltige Alternativen dem Profit untergeordnet.

Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist auch eine Handvoll Demonstranten von Verdi. Die Gewerkschaft hatte im aktuellen Tarifstreit im öffentlichen Dienst den Schulterschluss mit den Klimaschützern geübt. Ohne eine gerechte Bezahlung im ÖPNV sei eine Verkehrswende nicht zu meistern, lautete die Begründung. Fridays for Future solidarisierte sich ihrerseits mit den Streikenden. Und so riefen Klimaschützer und Gewerkschafter, als sie über die Bahnhofstraße marschierten: „One struggle, one fight – eine Anstrengung, ein Kampf – Fridays for Future, Verdi streikt.“

André Przybyl