Gelsenkirchen: Stadt will 500 „Problemimmobilien“ zurückbauen oder sanieren
Gelsenkirchen: Stadt will 500 „Problemimmobilien“ zurückbauen oder sanieren
In den kommenden zehn Jahren will die Stadt rund 500 „Problemimmobilien“ in Gelsenkirchen zurückbauen oder sanieren – nur eines der Ziele einer Partnerschaft von Stadt und Land.
„Die Zukunftspartnerschaft, die wir heute mit dem Land eingehen, ist nicht weniger als der Durchbruch und der Wandel für den Wohnungsmarkt und die Stadtentwicklung in Gelsenkirchen“, sagt Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge. Gemeinsam wollen Stadt und Land „aus den kommenden zehn Jahren eine Dekade des Stadtumbaus machen“.
In Abstimmung mit Land und Bund hat Gelsenkirchen eine Stadtumbau-Strategie erarbeitet. Das selbsterklärte Ziel: In den kommenden zehn Jahren will die Stadt rund 3.000 leerstehende, nicht marktgängige Wohneinheiten, darunter rund 500 „Problemimmobilien“, aufkaufen, sie zurückbauen oder sanieren. Quartiere sollen so neugestaltet und mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Die Leerstandsquote soll damit von jetzt 6,5 auf unter fünf Prozent gesenkt werden. Das Investitionsvolumen des Gesamtprojekts bewegt sich laut Stadt in einem hohen zweistelligen Millionenbereich.
Großprojekt wird durch Zukunftspartnerschaft möglich
Möglich macht das Großprojekt eine Zukunftspartnerschaft, die Stadt und Land Nordrhein-Westfalen eingehen. Am Donnerstag haben Welge, Landesbauministerin Ina Scharrenbach und Bundesbauministerin Klara Geywitz die Vereinbarung in der Heilig-Kreuz-Kirche unterzeichnet. „Der Abriss von alten Gebäuden und Problemimmobilen ist gleichzeitig auch ein Aufbruch sich von Altlasten zu befreien“, erklärt Ina Scharrenbach. „Der Neubau und die Modernisierung von Wohnraum ist ein Neuanfang, um ganze Stadteile nachhaltig aufzuwerten.“
Als Startkapital zu Beginn des Projektes stellt das Land der Stadt Gelsenkirchen zunächst zehn Millionen Euro zur Verfügung. Darüber hinaus wird Gelsenkirchen Vorreiter-Kommune des Landesprojekts „Prima.Klima.Ruhrmetropole“, in dessen Rahmen die klimagerechte Transformation von bis zu 15 Stadtquartieren gefördert wird. Scharrenbach überreichte der Stadt am Donnerstag einen ersten Förderbescheid in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro, um Klimaschutz im Wohnungsbau und eine klimaneutrale Wärmeversorgung weiter voranzutreiben.
SPD und CDU begrüßen Pläne
Für die Ratsfraktionen von SPD und CDU markiert die Partnerschaft den „wohl wichtigsten Grundstein für eine positive Entwicklung Gelsenkirchens“. „Wir kommen an den Punkt, wo wir nicht mehr nur von einem Tropfen auf den heißen Stein reden“, erklärt Fraktionsvorsitzende der CDU, Sascha Kurth, in einer Pressemitteilung.
Für Axel Barton, Fraktionsvorsitzender der SPD, markiert das Projekt „nicht weniger als einen Wendepunkt in den Bemühungen, die Stadtentwicklung in eine positive Richtung zu lenken“: „Seit Jahrzehnten haben wir immer wieder gefordert, dass sich Bund und Land substanziell beteiligen müssen, wenn wir in Gelsenkirchen entscheidendes erreichen wollen“, sagt Barton. „Das ist jetzt gelungen und die Auswirkungen im Stadtbild werden schon sehr bald sehr deutlich sichtbar werden.“
Schwierige Situation am Wohnungsmarkt
Gerade die vergangenen 15 Jahren habe die schwierige Situation am Wohnungsmarkt, verbunden mit verstärkten Abwanderungstendenzen und gesteigerter Armutszuwanderung, zunehmend geprägt. Es gebe zunehmend Probleme in einigen Straßenzügen und Quartieren. In den Haupt- und Nebenzentren komme hierzu noch die allgemein schwierige Situation durch den Wandel von Kaufverhalten und Kundenerwartungen im Einzelhandel.
Kernproblem für Gelsenkirchen sei aber der Rückbau von nicht mehr zukunftsfähigen Immobilien. „Selbst, wenn es mitunter eher wie ein Kampf gegen Windmühlen erscheint, haben sich schlussendlich all unsere Anstrengungen bezahlt gemacht: Gerade das Vorgehen gegen Schrott- und Problemimmobilien, mit all seinen bekannten Begleit- und Nebenerscheinungen, hat für ganz besondere Aufmerksamkeit in Land und Bund gesorgt“, erklärt Sascha Kurth. „Diese Vorreiterrolle hat sicherlich dazu beigetragen, dass die dringend nötigen Fördermittel für Rückbau, Um- und Neugestaltung jetzt kommen werden.“
Neuausrichtung für die zukünftige Städtebauförderung
Als gewaltigen Schritt nach vorn bewerten SPD und CDU die Neuausrichtung für die zukünftige Städtebauförderung, die anders als bisher nicht mehr an bestehende Stadterneuerungsgebiete gebunden ist. Zusätzlich soll der Regelfördersatz dabei von 80 auf 90 Prozent erhöht werden.
Gerade zum richtigen Zeitpunkt komme auch der dritte Baustein des Maßnahmenpaketes zum Klimaschutz und zur Energiewende. „Die Herausforderungen sind gigantisch“, erklärt Kuth. „Die Reduzierung von Treibhausgasen, der Umgang mit Extremwetterereignissen und die Energiewende können wir allein nicht stemmen.“ Von der Verwaltung erwarten die Fraktionsvorsitzenden jetzt eine kontinuierliche Information und Beteiligung der politischen Gremien. Einerseits um planungs- und ordnungsrechtliche Ansätze strategisch zu begleiten und andererseits an dem Aufbau einer gut funktionierenden Organisationsstruktur mitzuwirken.