Gelsenkirchen: Vor 145 Jahren Stadtrechte erhalten

Das historische Stadtsiegel. Foto: Stadt Gelsenkirchen

Der 29. November vor 145 Jahren markiert eine Zeitenwende im Geschichtsbuch der Stadt: Im Jahre 1875 wurden Gelsenkirchen die Stadtrechte verliehen.

Das heißt, eigentlich nur einem Teil der Stadt, die heute diesen Namen trägt – und zwar der „Landgemeinde Gelsenkirchen“, seit 1868 Verwaltungssitz und Hauptort des Amtes Gelsenkirchen: „Auf den Bericht vom 22. November d. Js. will Ich der im Kreise Bochum gelegenen Gemeinde Gelsenkirchen die Städte-Ordnung für die Provinz Westfalen vom 19. März 1856 hiermit verleihen und zugleich genehmigen, dass die genannte Gemeinde fortan auf dem Provinzial-Landtag von Westfalen im Stande der Städte vertreten werde“, verfügte am 29. November 1875 Wilhelm I., König von Preußen. Die neue Stadt Gelsenkirchen, zu jenem Zeitpunkt wenig mehr als 11.000 Einwohner zählend, war geschaffen.

Ein Produkt des Industriezeitalters

„Trotz einer mittelalterlichen Vorgeschichte – erstmalig wurde Gelsenkirchen um 1150 urkundlich erwähnt – ist die heutige Stadt tatsächlich und in erster Linie ein Produkt des Industriezeitalters“, erklärt Dr. Daniel Schmidt, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen (ISG). Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das Gebiet des heutigen Gelsenkirchen ein dünn besiedelter Landstrich mit etwa 6.000 Einwohnern. „Mit wenigen Ausnahmen ernährten sich die Menschen damals noch hauptsächlich von der Landwirtschaft. An die vormoderne Vorgeschichte der Industriestadt erinnern heute nur noch einige Baudenkmäler wie die Schlösser Horst und Berge, die Wasserburg Lüttinghof sowie einige Überreste bäuerlichen Lebens“, erklärt Schmidt.

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Als gegen Mitte des 19. Jahrhunderts im hiesigen Gebiet Kohle entdeckt und gefördert wurde und die Gegend durch die Köln-Mindener Eisenbahn verkehrsmäßig erschlossen wurde, begann die Industrialisierung Gelsenkirchens. Kohle und Stahl – die Montanindustrie – bestimmten fortan das wirtschaftliche Leben Gelsenkirchens. Die Gemeinde Gelsenkirchen, die 1843 noch 653 Einwohner gezählt hatte, wuchs rasch. Zu Beginn der 1870er-Jahre überschritt die Bevölkerung der Gemeinde bereits die 10.000-Marke. „Bei Erreichen einer solchen Einwohnerzahl konnten nach der entsprechenden Kommunalverfassung die Stadtrechte beantragt werden. Daher stellte die Gelsenkirchener Gemeindevertretung am 12. Mai 1873 einen Antrag auf Erhebung zur Stadt. Die preußische Obrigkeit stimmte diesem Antrag zu und so wurde Gelsenkirchen am 29.  November 1875 offiziell zur Stadt“, erzählt Daniel Schmidt.