OB-Wahl: Welge gewinnt deutlich

Karin Welge gewinnt die OB-Stichwahl in Gelsenkirchen –Foto: Spernol

OB-Wahl: Welge gewinnt deutlich

Karin Welge ist die erste Oberbürgermeisterin in der Geschichte Gelsenkirchens.

Bereits nach der Auszählung von 136 von 206 Stimmbezirken gut eine Viertelstunde nach Schließung der Wahllokale lag Karin Welge (SPD) mit 59,6 Prozent der Stimmen klar vor CDU-Kandidaten Malte Stuckmann (40,2 Prozent). Der scheidende SPD-Fraktionsvorsitzender Klaus Haertel kommentierte die Zahlen in einer ersten Reaktion mit den Worten: „Etwas optimistisch können wir jetzt schon sein.“

Am Ende lag Welge mit 59,4 Prozent der Stimmen klar vor Stuckmann (40,6 Prozent). In absoluten Zahlen vereinte Welge 29.397 Stimmen auf sich, Stuckmann 20.101. Bei der Auszählung von Am 13. September hatte Karin Welge mit 31.341 Stimmen einen Anteil von 40,4 Prozent erreicht, Malte Stuckmann mit 19.467 Stimmen 25,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 26,6 Prozent. Bei der letzten Stichwahl vor 16 Jahren hatten schon 40,02 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben.

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Welge: „Ich brenne für diese Stadt“

Ihre Parteigenossen feierten Welge im Forum des Hans-Sachs-Hauses frenetisch gefeiert. Sie „brenne für diese Stadt“, sagt die Wahlsiegerin. Ihre Ansprache an die versammelten Genossinnen und Genossen beendet Welge mit den Worten:  „Ich bin jetzt 57 Jahre alt. Meine Zielmarke war 57, die haben wir gerissen. In fünf Jahren bin ich über 60…. Glückauf!“ Der scheidende Oberbürgermeister Frank Baranowski kommentierte Welkes Erfolg mit einem Augenzwinkern: „Das ist alles gekommen, weil ich meine Wahlkampfsocken angezogen habe.“

CDU-Kandidat Malte Stuckmann trug die Niederlage unterdessen mit Fassung. „Am Ende war es die Entscheidung der Wähler“, sagte er. „Aber wir haben einen super Wahlkampf geliefert.“ In den letzten beiden Wochen habe er trotzdem noch die Hoffnung gehabt, die Wahl zu gewinnen. „Ich habe in vielen Gesprächen gemerkt, dass bei den Menschen der Wunsch nach Veränderung da ist.“ Der CDU-Kreisvorsitzende Sascha Kurth zeigte sich schockiert über die extrem niedrige Wahlbeteiligung: „Das muss jeden Demokraten erschüttern. Das ist aber kein Phänomen, das nur eine Partei betrifft. Das hat auch viel mit der Politik der letzten Jahrzehnte zu tun.“ Die neue Oberbürgermeisterin wird ihr Amt am 1. November 2020 antreten und dem bisherigen Oberbürgermeister Frank Baranowski nachfolgen, der nach 16 Jahren aus dem Amt scheidet.

Probleme mit Briefwahlunterlagen

In den Wahllokalen kam es am Sonntag zu Problemen mit Briefwählern. Laut Stadtangaben hatte viel Wähler aufgrund eines Versäumnis des Zustellungsunternehmens im Vorfeld ihre Briefwahl-Unterlagen nicht rechtzeitig erhalten. Diese Wähler Die Stadt daher aufgefordert, sich bei der Wahlschein-Stelle zu melden. Einige wenige Briefwähler hätten dies jedoch offenbar nicht mitbekommen und seien ins Wahllokal gekommen, berichtete ein Stadtsprecher. „Das geht natürlich nicht, denn so können wir nicht nachvollziehen, ob sie ihre Stimme nicht zweimal abgeben.“

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Laut Stadt habe das Unternehmen Postcon eingeräumt, überhaupt nicht die Kapazitäten gehabt zu haben, um die vertragsgemäße Zustellung der Wahlunterlagen innerhalb eines Werktages zu bewerkstelligen. Stattdessen habe das Unternehmen jeweils mehrere Tage gesammelt und dann bei der Post eingeliefert,  die bei größeren Einlieferung Rabatte einräume.  

Kritik an Facebook-Post

Im Vorfeld der Stichwahl kam es am Samstag zu einer Facebook-Diskussion über die Arbeit des Corona-Krisenstabs – und damit um SPD-Kandidatin Karin Welge, die den Krisenstab leitet. Die Seite „We Love Gelsenkirchen“, die im Grunde nur eine Werbeplattform ist und sich nicht dafür bekannt ist, sich um investigativen Qualtätslokaljournalismus zu bemüht, hatte einen Post mit der Beschwerde eines Gelsenkircheners über die Abläufe beim Gesundheitsamt abgesetzt.

Mehrere Kommentatoren warfen „We Love Gelsenkirchen“ daraufhin vor, einen Tag vor der Stichwahl Stimmung zu machen. Auch Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) schaltete sich in die Diskussion ein: „Das ist jetzt schon ganz schön perfide hier. Da wird hier bei „We Love Gelsenkirchen“ ein Erfahrungsbericht mit dem Gesundheitsamt (!) Gelsenkirchen bei einer positiven Corona-Testung wiedergegeben. Chance für die Verwaltung heute zum Faktencheck: Null Komma Null“, schriebt der OB. 

Betreiber unterstützte die CDU

„Wer steckt hinter „We Love Gelsenkirchen? Sollte es etwa dieselbe Werbeagentur sein, die den Wahlkampf für den anderen OB Kandidaten macht? Sollte es da Verbindungen zur Mittelstandsvereinigung der CDU in Dorsten geben?“ In der Tat hatte Marco Rolof, Geschäftsführer der ITNT Group, die die Facebook-Seite betreibt, den CDU-Kandidaten Malte Stuckmann im Wahlkampf unterstützt.

Boris Spernol