Was versteht man unter Psychosomatischer Medizin?

Foto: Pexels/ Shvets Production

Unter Psychosomatischer Medizin versteht man eine ganzheitliche Betrachtung und Krankheitslehre zwischen körperlichen Beschwerden, die seelischen Ursachen zugrunde liegen. Wer also mit körperlichen Beschwerden zum Arzt geht, dieser jedoch keine körperlichen Ursachen durch diverse Untersuchungen und Tests finden kann, muss davon ausgehen, dass seine Symptome psychosomatischer Natur sind. Im Zusammenhang mit der Psychosomatischen Medizin fällt häufig auch der Begriff „Psychosomatische Grundversorgung in Deutschland“. Die psychosomatische Grundversorgung übernimmt hierbei die Aufgabe, das Verständnis der Psychosomatik zu fördern und eine entsprechend angepasste Versorgung der Patienten mit psychosomatischen Beschwerden zu gewährleisten. Die psychosomatische Grundversorgung sieht es als Anspruch, zur ärztlichen Primärversorgung zu zählen und ergänzt die organ- und funktionsorientierte Schulmedizin.

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Welche psychosomatischen Krankheiten gibt es?

Die Liste psychosomatisch bedingter Erkrankungen ist lang. Wir haben einige häufig auftretende Krankheiten genauer ins Visier genommen. Die Liste dient dazu, eine psychosomatische Erkrankung frühzeitig zu erkennen und entsprechende Behandlungen in Anspruch zu nehmen.

  • Herz-Angst-Neurose
  • Tinnitus
  • Reiz Darm
  • Schmerzerkrankungen
  • Fibromyalgie
  • Schwank Schwindel
  • Essstörungen
  • Neurodermitis
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Psychische Erkrankungen (posttraumatische Belastungsstörung, Depression)
  • Erkrankungen des Bewegungsapparats
  • Gynäkologische Beschwerden
Herz-Angst-Neurose

Häufige Ursachen für eine Herz-Angst-Neurose sind Stress, starke Emotionen, Angst und Wut, Konflikte, die nicht verarbeitet werden können oder der Tod eines engen Freundes oder Verwandten. Wenn der Kardiologe keine organischen Ursachen für das Herzrasen finden kann, ist die psychosomatische Medizin gefragt. Mit dem Patienten werden die tiefsitzenden Ängste oder Belastungen erarbeitet, die die unerwünschten Symptome auslösen. Somit lernt der Patient, damit umzugehen und sein Herz ohne Angstattacken zu beobachten. Auf jeden Fall ist es ratsam, sich viel zu bewegen, um das Herz zu stärken. Konditionstraining ist Teil der Therapie zur Angstbewältigung.

Tinnitus

Wer permanentes Rauschen oder Pfeifen im Ohr verspürt, leidet häufig an Tinnitus. Diese Krankheit betrifft beinahe ein Viertel der deutschen Bevölkerung. Üblicherweise verstummen diese Störgeräusche nach kurzer Zeit wieder, doch, wenn sie permanent bleiben, führt dies zu einer massiven Einschränkung der Lebensqualität und Schlafstörungen oder Depression sind die Folgen. Häufig leiden Tinnitus Patienten auch unter Konzentrationsstörungen und Angstzuständen. Dieser Zustand kann bis zur Arbeitsunfähigkeit führen und das normale Leben massiv beeinträchtigen. Für Tinnitus gibt es viele Ursachen wie Hörsturz, Erkrankungen des Mittelohrs, Multiple Sklerose oder die Einnahme von speziellen Medikamenten. Kann der Arzt keine ausreichenden organischen Ursachen finden, wird eine psychosomatische Behandlung indiziert. Bei der Behandlung setzt der Arzt auf Stressabbau und Entspannung.

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Reiz Darm

Erkrankungen des Verdauungstraktes wie beispielsweise Reiz Darm, Verstopfungen, Durchfall oder Blähungen gehen häufig mit starken Bauchschmerzen oder Krämpfen einher. Allein in Deutschland leidet rund ein Fünftel der Bevölkerung unter diesen Symptomen. Wer über eine oder mehrere dieser Symptome über einen langen Zeitraum hinweg leidet, muss davon ausgehen, dass es sich um eine Fehlfunktion des Verdauungsapparats handelt. Speziell Frauen sind vom Reiz Darm häufiger betroffen als Männer. Eine chronische entzündliche Darmerkrankung wie Morbus Chron zählt nicht zu den psychosomatischen Krankheiten. Eine genaue Ursache für Reiz Darm kennt die Forschung bis heute nicht, es ist jedoch davon auszugehen, dass bestimmte Umstände wie psychische Konflikte, Stress, falsche Ernährung, ein geschwächtes Immunsystem oder Depressionen den Reiz Darm fördern. Als Therapie können gewisse Medikamente verabreicht werden, die Essgewohnheiten umgestellt werden, die Bewegung gefördert werden und bestimmte Entspannungstechniken durchgeführt werden.

Schmerzerkrankungen

Grundsätzlich sind Schmerzen nichts Schlechtes, denn sie warnen den Patienten bei Verletzungen und sind Vorboten von Krankheiten. Besteht ein Schmerz über mehrere Monate, spricht man in der Medizin von Dauerschmerz. Dieser kann den ganzen Körper betreffen und in Kopf, Rücken, Gelenke und Zähne ausstrahlen. Wer unter Schmerzen leidet, denen keine körperliche Ursache zugrunde liegt, sollte davon ausgehen, dass ein psychosomatisches Problem wie eine seelische Belastung die Ursache ist. In der psychosomatischen Medizin erkundet der Arzt zunächst, wann die Schmerzen am stärksten auftreten und arbeitet Behandlungskonzepte in enger Zusammenarbeit mit dem Patienten aus, die der Aufarbeitung von Konflikten aus Vergangenheit und gegenwärtiger Lebenssituation dienen. Der Patient lernt zudem, wie er den Zusammenhang zwischen den Schmerzen, der Psyche und seinen Lebensumständen besser verstehen, beobachten und bewältigen kann.

Essstörungen

Die drei häufigsten Essstörungen sind mitunter:

  • Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht)
  • Anorexia nervosa (Magersucht)
  • Adipositas permagna (Fettleibigkeit)

Egal, ob man bei Normalgewicht wahllos Essen in sich reinschaufelt, um es im Anschluss zu erbrechen oder sich auf Zahnstocher Gewicht runterhungert oder nicht aufhören kann, Essen in sich zu schlingen und dadurch fettleibig wird – all diese Krankheiten liegen zumeist psychosomatischen Symptomen zugrunde. Häufig sind es Hilfeschreie. Teils durch mangelnde Anerkennung von Seiten des Elternhauses oder fehlender Liebe, die man durch Essen kompensiert. Es kann jedoch auch ein sexueller Missbrauch in der Vergangenheit die Ursache für eine Essstörung gewesen sein. Bei allen drei Formen liegen psychosoziale Störungen vor, die man in Fachkliniken behandeln müssen. Die Therapieansätze unterscheiden sich hierbei.

Fazit:

Liegen für alle oben genannten Krankheiten keine körperlichen Ursachen vor, handelt es sich zumeist um eine psychosomatische Erkrankung. Hierbei ist die psychosomatische Medizin gefragt, die die Seele des Patienten durchleuchten muss. Viele Ursachen sind seelischer Natur. Aus diesem Grunde nützt es wenig, nur die Symptome medikamentös zu behandeln, der jeweilige Arzt muss mit dem Patienten die Ursachen für eine psychosomatische Erkrankung eruieren und an der Wurzel des Problems arbeiten.