Welche Bedeutung Ernst Kuzorra für den FC Schalke 04 hat

[vc_row][vc_column][us_image image=“7189″ size=“us_1600_900_crop“][vc_column_text css=“%7B%22default%22%3A%7B%22padding-top%22%3A%2210px%22%7D%7D“]Thomas Bertram hat die erste Biografie über Schalke-Legende Ernst Kuzorra verfasst. Foto: Privat[/vc_column_text][us_post_title tag=“h1″ css=“%7B%22default%22%3A%7B%22font-family%22%3A%22h1%22%2C%22margin-bottom%22%3A%220%22%2C%22padding-top%22%3A%221rem%22%7D%7D“][vc_column_text]

Über den FC Schalke 04 herrscht kein Mangel an Literatur. Wohl aber über Schalke-Legende Ernst Kuzorra. Jetzt ist die erste Biografie über den wohl berühmtesten Schalker Spieler erschienen.

Die Vereinsgeschichte des FC Schalke 04 ist im Vergleich zu anderen Fußballvereinen sehr gut erforscht. Umso verwunderlicher, dass bisher über den berühmtesten Schalker Spieler keine Biografie existierte.

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Diese Lücke hat nun Thomas Bertram geschlossen. In der ausgebuchten Buchhandlung „Junius“ in Gelsenkirchen stellte der 67-Jährige sein Buch „Ernst Kuzorra – Der Größte aller Schalker“ vor, das im renommierten Sportverlag „Die Werkstatt“ in Göttingen erschienen ist.

Historisches Lesebuch

Dabei handelt es sich um keine klassische Fußball-Biografie, sondern es ist ein historisches Lesebuch geworden, das auch eine kleine Sozialgeschichte Gelsenkirchens beinhaltet.

Fast vier Jahre Arbeit hat Thomas Bertram, der im Gelsenkirchener Stadtteil Bulmke-Hüllen lebt, in sein Projekt gesteckt. „Das geschah sozusagen neben meiner Tätigkeit als Lektor und Übersetzer“, erzählte der gelernte Historiker mit einem Lächeln.
Zeche und Fußball​Damit es kein trockenes Produkt in wissenschaftlicher Prosa entstande, sondern die Erzählung über das Leben von Ernst Kuzorra wird immer wieder unterbrochen durch Erinnerungen von Zeitgenossen oder lebendigen Schilderungen der damals existierenden Zeitungen.

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Gespräche mit dem „Schwatten“

Am 16. Oktober 1905 wurde Ernst Kuzorra in der Straße Blumendelle als viertes Kind des Bergmannes Karl Kuzorra geboren. Zunächst arbeitete er auf der Zeche „Consolidation“ als Lehrhauer unter Tage. Sieben Jahre lang ging er seinem Beruf nach, ehe er aufgrund der außergewöhnlichen sportlichen Erfolge mehr und mehr entlastet wurde, um sich hauptsächlich auf Fußball zu konzentrieren.

Gespräche mit dem „Schwatten“​Persönlich kennengelernt hat Bertram das große Schalker Idol nicht. Er sah ihn nur bei den Schalker Heimspielen in der Glückauf-Kampfbahn, wo Kuzorra als kritischer Beobachter seiner Nachfolger kaum eine Partie verpasste.

Eine wichtige Hilfe bei der Recherche von Bertram war neben dem Schalke-Archiv und dem Institut für Stadtgeschichte vor allem Ursel Schnurbusch, eine Tochter Kuzorras, die auch der Lesung beiwohnte. Außerdem führte Bertram viele Gespräche mit Schalkes Meisterspieler Willi Koslowski, den Kuzorra zu den Königsblauen lockte.

Eigene Legende kultiviert

​Allein die Erzählung, wie „der Schwatte“ von Kuzorra zum Wechsel überredet wurde, machte deutlich, dass die Schalke-Legende viel mehr als ein Fußballer war. Kuzorra war auch Trainer (zumindest im Hintergrund), später Funktionär und Respektsperson, dessen Wort auf Schalke großes Gewicht hatte.

Und er verstand es nach seiner aktiven Karriere die eigene Legende so zu kultivieren, dass ihm seine Zuhörer bei „Bosch“ an den Lippen hingen, wenn der „Clemens“ – so sein Spitzname – über seine Karriere sprach.

Siegeszug ab 1934

Bertram räumt auch mit einigen Legenden in seinem Buch auf. So war die erfolgreichste Zeit in den 1930er Jahren, wo der Schalker Kreisel seine Blütezeit erlebte, keineswegs auf die Unterstützung der Nationalsozialisten zurückzuführen. Bertram: „Die Schalker Erfolge begannen schon füher, ohne dass jedoch zunächst Titel heraussprangen“.

Erst ab 1934 ging der Siegeszug los. Mit Ernst Kuzorra an der Spitze, der wichtige Treffer erzielte, die Schalke zum Mythos machten. Zwei Drittel der Erfolgsmannschaft kam aus Gelsenkirchen. Es war ein kleiner sozialer Kosmos, in dem Kameradschaft und eine regionale Identität fest verwurzelt waren.

In 15 Endspielen

​Zwischen 1933 und 1942 stand Ernst Kuzorra als S04-Kapitän in 15 Endspielen. Sechsmal holten sich die Schalker den Titel eines Deutschen Fußballmeisters, einmal wurden sie Pokalsieger. Rechnet man Ruhrbezirks- und Westfalenmeisterschaften hinzu, hat Kuzorra während seiner langen Karriere über 50 Meistertitel gewonnen.

Schalke sorgte mit seinen überragenden Erfolgen dafür, dass die Menschen im Ruhrgebiet ein neues Selbstwertgefühl entwickelten. Die Stadt unterstützte den Verein, so gut sie konnte, zum Beispiel beim Bau der Glückauf-Kampfbahn. Dies alles und noch viel mehr wird in dem Buch anschaulich beschrieben.

Immer ein Schalker

​Ernst Kuzorra blieb immer ein Schalker. Auch wenn er teilweise durch seine schroffe Art bei manchen Menschen aneckte, verkörperte er wie kein Zweiter den königsblauen Geist, der Tugenden wie Verlässlichkeit und Bescheidenheit beinhaltete.

Als er am 1. Januar 1990 in Gelsenkirchen im Alter von 84 Jahren starb, erfüllte er seine Prognose, die er so formuliert hatte: „Ich bin in Schalke geboren, habe nur für Schalke gespielt, nur hier gewohnt, in Schalke auf dem Pütt gearbeitet, und ich werde in Schalke sterben“.

„Ernst Kuzorra – Der Größte aller Schalker“, Thomas Bertram, Verlag Die Werkstatt, 416 Seiten, 28 Euro, ISBN 9783730704042.

Frank Leszinski

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