Wiederbelebung geglückt: Werbegemeinschaft Buer macht weiter

Wiederbelebung geglückt: Werbegemeinschaft Buer macht weiter

Das endgültige Aus war nur noch Formsache. Doch nun ist die Wiederbelebung geglückt: Die Werbegemeinschaft Buer macht weiter. Über die Pläne des neuen Vorsitzenden und was die Stadt dazu sagt.
Das endgültige Aus war nur noch Formsache. Doch nun ist die Wiederbelebung geglückt: Die Werbegemeinschaft Buer macht weiter. Über die Pläne des neuen Vorsitzenden und was die Stadt dazu sagt.

Der neue Vorsitzende der Werbegemeinschaft Buer: Buchhändler Dirk Niewöhner. Foto: André Przybyl

Totgeglaubte leben länger: Die Werbegemeinschaft (WG) Buer war schon auf dem Weg ins Leichenschauhaus, der obligatorische Zettel baumelte bereits am Zeh. Befund: klinisch tot. Nachdem die WG im Frühjahr dieses Jahres ihre Auflösung beschlossen hatte, war die Suche nach einer Nachfolgeorganisation in vollem Gange. Doch nun gelang die Wiederbelebung: Dirk Niewöhner, Geschäftsführer der Buerschen Buchhandlung Kottmann, übernimmt den Vorsitz der WG. Damit ist das Aus zunächst vom Tisch.

Die jüngste Talfahrt der Werbegemeinschaft begann Anfang dieses Jahres: Nachdem Udo „Ole“ Siemienski angekündigt hatte, den Vorsitz abgeben zu wollen, wurde ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gesucht – vergebens. Im Frühjahr kam die Nachricht, die WG habe sämtliche von ihr veranstalteten Feste in Buer abgesagt. Cityfest, Buer Live und Weihnachtsmarkt standen somit auf der Kippe, wurden im Laufe des Jahres jedoch gerettet. Einen Monat später beschloss die WG, sich aufzulösen. Seitdem läuft ein einjähriges Liquidationsverfahren – an dessen Ende die Auflösung der Werbegemeinschaft gestanden hätte.

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Buchhändler Dirk Niewöhner übernimmt Vorsitz 

Doch nun geht es weiter: Der Buersche Buchhändler Dirk Niewöhner übernimmt den Vorsitz der WG. Noch im Frühjahr hatte Niewöhner im Gespräch mit Hallo Buer erklärt, er komme nicht für die Nachfolge als WG-Vorsitzender in Frage: „Dafür fehlt mir das diplomatische Talent.“ Niewöhner erklärte außerdem, dass sich „die Idee einer klassischen Werbegemeinschaft überholt“ habe. Sie stamme noch aus einer Zeit, in der in der Innenstadt vor allem inhabergeführte Geschäfte mit einem persönlichen Interesse am Standort ansässig waren. Das funktioniere heute wegen der Vielzahl an Filialisten nicht mehr.

„Vorsitzender der Werbegemeinschaft zu sein, ist nicht mein Traumjob und auch nicht meine Berufung“, sagt Dirk Niewöhner heute. „Das ist kein Job, bei dem man Ruhm, Ehre oder Geld einheimst – doch einer muss es machen.“ Zwei Gründe hätten ihn dazu bewogen, den Posten anzutreten: „Buer braucht ein vernünftiges Citymanagement“, sagt er. „Und das geht nur in Verbindung mit einer Werbegemeinschaft – dieser Umstand ist mir erst bei dem Runden Tisch klargeworden, zu dem die Wirtschaftsförderung Anfang September eingeladen hatte.“ Denn die Stelle der Citymanagerin oder des Citymanagers wird gemeinsam von der Stadt, der Buer Management GmbH (BMG) sowie der WG finanziert. Ohne Interessenvertretung der Kaufleute kann die Stelle somit nicht finanziert werden.

Niewöhner: „WG-Vermögen wäre sonst verloren“

„Zum anderen verfügt die Werbegemeinschaft noch über Vermögen, das nach dem endgültigen Aus verloren gewesen wäre.“ Die genaue Summe kenne er noch nicht. „Doch das Geld zum Feinster rauszschmeißen, nur um etwas Neues auf die Beine zu stellen, wäre einfach dumm gewesen.“

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Künftig soll das Citymanagement Aufgaben übernehmen, die zuvor der WG-Vorsitz gestemmt habe. „Der Aufwand war bisher unverhältnismäßig hoch“, sagt Niewöhner. „Das ist ein Vollzeitjob – für ein Ehrenamt ist das nicht zu schaffen.“ Früher hätten beispielsweise große Kaufhäuser Mitarbeiter freigestellt, die sich um die Belange der WG gekümmert hätten. „Die Großen haben wir aber nicht mehr und kleine, unabhängige Kaufleute können das nicht leisten.“ Ihm schwebt vor, dass die Werbegemeinschaft künftig Aufgaben an das Citymanagement delegiert und beide enger als in der Vergangenheit zusammenarbeiten. „Die WG könnte eine Art Aufsichtsrat für das Citymanagement werden“, sagt Niewöhner. „Doch dafür muss sie zunächst umgebaut werden.“

Citymanagement soll sich um Feste kümmern

Das Citymanagement solle sich zukünftig „im Auftrag der Stadt“ auch um die Buerschen Feste kümmern. „Ich plane keinen Weihnachtsmarkt“, stellt Niewöhner klar. „Das hat die Werbegemeinschaft schon in der Vergangenheit an externe Dienstleister abgegeben.“ Ohnehin sei er mit Veranstaltungen in Buer nicht glücklich – mit welchen genau, will er nicht sagen. „Wir werden jedes Fest und jede Veranstaltung in Buer auf den Prüfstand stellen“, kündigt er an. „Wenn sich dann herausstellt, dass die Mehrheit daran in gewohnter Form festhalten will, werden wir das so machen.“

Am diesjährigen Weihnachtsmarkt könne sich die WG nicht beteiligen. In den Vorjahren hat die Werbegemeinschaft die Weihnachtsbeleuchtung bereitgestellt. „100-prozentig kann ich es nicht sagen, aber meines Wissens wurde sie verkauft“, erklärt Niewöhner. „Eine neue kostet ein paar 100.000 Euro – solch eine Anschaffung macht man nicht eben schnell.“ Sollte im kommenden Jahr eine neue Beleuchtung zur Verfügung stehen, „wäre das schon toll“.

Werbegemeinschaft erst in Wochen handlungsfähig

Bis die Werbegemeinschaft wieder handlungsfähig sei, werde es noch Wochen dauern. „Ich muss zunächst als neuer Vorsitzender in das Vereinsregister eingetragen werden“, erklärt Niewöhner. „Dann kann der Notar den Antrag stellen, das Liquidationsverfahren zu beenden.“ Wie lange genau dieser Prozess dauere, könne er nicht sagen. „Solch ein Vorgehen gab es bisher noch nicht.“

Der neue Vorsitzende möchte die Werbegemeinschaft auch für Bueranerinnen und Bueraner öffnen, die kein Geschäft betreiben. „Dafür könnten wir einen Förderverein gründen“, sagt Niewöhner. „Für einen Beitrag von zum Beispiel 4,66 Euro – die alte Postleitzahl von Buer – kann darin jeder Mitglied werden.“ Für ein solches Vorhaben brauche es aber Transparenz: „Wir müssen konkrete Projekte angehen, damit uns die Leute unterstützen“, erklärt Dirk Niewöhner. „Das kann zum Beispiel eine neue Weihnachtsbeleuchtung sein“, sagt er Bueranerinnen und Bueraner könnten sich könnten beispielsweise die Patenschaft für eine Lampe übernehmen.

Wirtschaftsdezernent: „Darauf haben wir gehofft“

Für Gelsenkirchens Wirtschaftsdezernent Simon Nowack ist der Neustart ein gutes Zeichen: „Darauf haben wir gehofft“, erklärt Nowack im Gespräch mit Hallo Buer, „dass sich nach unserem Workshop Akteure finden, die die Werbegemeinschaft wiederbeleben“. In den kommenden Monaten soll die Werbegemeinschaft neu aufgestellt werden. Zeitgleich liefen Gespräche, wie eine künftige Zusammenarbeit von Stadt, WG, BMG und Buerschem Citymanagement aussehen könnte. „Das wird voraussichtlich bis Mitte kommenden Jahres dauern“, prognostiziert Nowack.

Bisher wird das Citymanagement zur Hälfte von der WG und der BMG finanziert. „Wir verdoppeln die privat aufgebrachte Summe bis zu einer Hohe von maximal 50.000 Euro“, erklärt Nowack. Bringen beispielsweise WG und BMG zusammen 20.000 Euro auf, gibt die Stadt 40.000 Euro dazu. Der größte Teil des Geldes geht laut Nowack für die Personalkosten drauf. „Ein Budget für Veranstaltungen oder Projekte müsste gesondert eingeworben werden“, sagt der Wirtschaftsdezernent. „In diesem Jahr haben wir uns zwar an den Kosten von Buer Live, Cityfest und Weihnachtsmarkt beteiligt – das ist aber keine Dauerlösung.“

Stadtmarketing könnte Citymanagement unterstützen

Ein mögliches Szenario: Wie schon in der Gelsenkirchener Altstadt könnte das Stadtmarketing Gelsenkirchen (SMG) auch dem Buerschen Citymanagement dabei helfen, Veranstaltungen zu organisieren. „Die SMG hat signalisiert, dass sie dazu bereit wäre“, berichtet Simon Nowack. „Bisher wollte die Werbegemeinschaft die Hilfe jedoch nicht annehmen, da sie mit den Veranstaltungen Geld verdiene.“

Zurzeit habe die WG rund 60 Mitglieder. „Einige sind im Laufe des Jahres ausgetreten“, berichtet Dirk Niewöhner. „Ich hoffe, dass sie nun wieder dabei sind.“ Fünf bis sieben Leute wollen neu eintreten. An seiner Person will Dirk Niewöhner den Zulauf nicht festmachen. „Die Leute haben den Ernst der Lage erkannt.“ Er glaubt, „dass wir im kommenden Frühjahr deutlich mehr Mitglieder haben werden“.

André Przybyl