Zukunftsquartier in Gelsenkirchen geplant
Pläne für neues Bildungsgebäude mit integriertem Zentralbad in Innenstadtlage vorgestellt
Nachdem der Projektentwickler für die Realisierung einer Hochschule für Polizei und Verwaltung (HSPV) seine Beschwerde zurückgezogen hat, ist der Weg für ein Zukunftsquartier frei.
Oberbürgermeisterin Karin Welge hat heute die Pläne für den Neubau eines großen Bildungsgebäudes mit integriertem Zentralbad in unmittelbarer Citylage vorgestellt. Auf dem Gelände des alten, mittlerweile abgerissenen Zentralbades sowie der ebenfalls abgerissenen Polizeiinspektion Süd soll damit ein in vielerlei Hinsicht ambitioniertes Bauwerk entstehen, das gleichzeitig den Startschuss für die sukzessive Entwicklung eines Sport- und Bildungscampus und perspektivisch eines ganzen Zukunftsquartiers geben soll.
„Wir brauchen an dieser Stelle ein städtebaulich und architektonisch ambitioniertes Infrastrukturprojekt, dass hochwertigste Voraussetzungen für beste Bildung junger Menschen in unserer Stadt bietet. Und genau das planen wir jetzt. Wir wollen Bildung in die Innenstadt holen. Wir wollen einen starken Impuls für die Weiterentwicklung der City geben. Und wir wollen mit diesem ambitionierten Initialprojekt den Startschuss geben für die Entwicklung eines ganzen Areals, der Entwicklung eines Bildungscampus‘. Ja, mehr noch: der Entwicklung eines Zukunftsquartiers in unmittelbarer Innenstadtnähe in den nächsten zehn bis 20 Jahren“, so Oberbürgermeisterin Karin Welge.
Neues Zentralbad mit Bildungsgebäude
Auf den Flächen in unmittelbarer Nähe des Musiktheaters und der City wird ein Bildungsgebäude mit einem integrierten neuen Zentralbad errichtet, das weit über die im Bäderkonzept festgelegte Konfiguration hinausgeht. Das neue Schwimmbad umfasst eine Bruttogeschossfläche von rund 5000 Quadratmetern und wird mit einem 50 Meter-Wettkampfbecken und einem weiteren Multifunktionsbecken ausgestattet und soll 2026 fertig gestellt werden. Harald Förster, Geschäftsführer der Stadtwerke GmbH: „Mit dem neuen Zentralbad löst die Stadt ihr Versprechen ein, wieder ein Bad in zentraler Innenstadtlage zu haben – und geht noch darüber hinaus.“
Gleichzeitig wird auf der Fläche bis Ende 2027 ein Bildungsgebäude mit einer Bruttogeschossfläche von mindestens 20.000 m² entstehen zuzüglich einer Tiefgarage für rund 200 Fahrzeuge. Dieser Baukörper wird sich auf den ganzen Block zwischen Rolandstraße, Overwegstraße und Florastraße erstrecken und dreigeschossig zur Rolandstraße sowie viergeschossig zur Overwegstraße hin sein. „Geplant ist ebenfalls eine bis zu achtgeschossige Eckdominante an der Ecke Florastraße/Overwegstraße, um die exponierte städtebauliche Situation zu betonen“, so Harald Förster.
Beste technische Voraussetzungen für moderne berufliche Bildung
Dieses Bauprojekt soll den Einstieg schaffen, um nach und nach das gesamte Areal entlang der Overwegstraße umzugestalten und der beruflichen und außerschulischen Bildung in Gelsenkirchen beste bauliche Gegebenheiten bereitzustellen.
Derzeit arbeitet die Stadt Gelsenkirchen intensiv an der Bedarfs- und Zukunftsplanung der Gelsenkirchener Berufskollegs. Dabei zeichnet sich ab, dass es einen erheblichen Investitionsbedarf gibt.
Bildungsdezernentin Anne Heselhaus: „Wir haben ja erst kürzlich unsere Überlegungen zum Bildungscampus und der Neuordnung der Berufskollegs vorgestellt. Wir wollen die Profile der Berufskollegs schärfen. Dafür schauen wir uns bestimmte Berufsfelder noch einmal an, die Aufgabenzuschnitte und thematischen Schwerpunkte der einzelnen Berufskollegs werden sich etwas ändern und die Bedarfe in der Ausstattung wandeln sich natürlich. Was aber feststeht: Wir benötigen Flächen – und wir müssen bauen. Gut, dass wir jetzt für die berufliche Bildung die Fläche des bisherigen Zentralbads zur Verfügung haben. Hier werden wir auf jeden Fall bauen.“
Oberbürgermeisterin Karin Welge: „Wir schaffen hier mit diesem Gebäude das erste Element und den Nukleus für einen künftigen viel größeren Bildungscampus. Hier sind ja bereits zwei Berufskollegs in der Nähe, hier ist das Musiktheater als kultureller Leuchtturm, wir sind in bzw. an der Innenstadt, die wir ja auch städtebaulich stärken wollen, bei der wir neue Frequenzbringer haben wollen. Wenn wir die Dinge im Zusammenhang sehen, dann eröffnen sich sehr spannende Perspektiven und Optionen, bildungspolitisch, aber auch städtebaulich. Und wenn wir das Zentralbad mitdenken, dann können wir jetzt schon ergänzen: Es wird ein Bildungs- und Sportcampus.“
Möglich wird diese Entwicklungsperspektive für die Innenstadt durch die Tatsache, dass am heutigen Mittwoch der für Gelsenkirchen tätige Projektentwickler für die Realisierung einer Hochschule für Polizei und Verwaltung (HSPV) des Landes Nordrhein-Westfalen seine Beschwerde gegen die Entscheidung der Vergabekammer beim Oberlandesgericht zurückgezogen hat. Damit ist klar: Dieses Areal muss nicht weiter für die HSPV reserviert bleiben.
„Natürlich bedauern wir, dass die HSPV aus Gelsenkirchen abgezogen wird. Und noch mehr bedauern wir das sehr unwürdige Verfahren, dass das Land aufgesetzt hat und das am Ende dafür gesorgt hat, dass gleich mehrere Städte im Ruhrgebiet zu Unbeteiligten in einem Wettbewerb der Investoren gemacht wurden bis einem strukturpolitisch so wichtigen Thema. Aber damit wollen wir uns nicht länger aufhalten. Die Zukunft ist viel spannender“, so Karin Welge. Denn durch diesen Schritt des Projektentwicklers gebe es nun Klarheit und eröffne sich ein neuer Weg hin zu einem anderen Zukunftsprojekt. „Wir waren natürlich auf diesen Moment und auf diesen möglichen Ausgang vorbereitet, und deshalb können wir heute ein solch ambitioniertes, großes bildungs-, sport- und stadtentwicklungspolitisches Projekt vorstellen, das an dieser Stelle und weiteren Flächen im näheren Umkreis entstehen soll.“
Sport- und Bildungscampus
Denn das Gebäude soll das Initialprojekt für die Entwicklung des gesamten Areals sein. Stadtbaurat Christoph Heidenreich umriss die unterschiedlichen Bausteine, die dabei eine Rolle spielen können. So sei etwa klar, dass das Bildungszentrum an der Ebertstraße in den nächsten Jahren „angefasst“ werden muss. Stadtbaurat Christoph Heidenreich: „Das Gebäude ist nicht bzw. kaum zu sanieren und energetisch zukunftsfähig aufzustellen, das ist schon länger ein Thema. Die Volkshochschule und die Stadtbibliothek sind dort suboptimal untergebracht. Zudem fügt es sich nicht vorteilhaft in die Gestaltung der Ebertstraße ein.“ Deshalb müsse auch darüber nachgedacht werden, dieses Gebäude zurückzubauen und die aktuell dort untergebrachte VHS und Stadtbibliothek perspektivisch als Bestandteile des künftigen Bildungscampus zufassen. Heidenreich: „Dadurch erschließt sich an dieser zentralen innerstädtischen Lage die einmalige Chance, ein Stück Stadtreparatur zu betreiben, das Musiktheater städtebaulich noch besser zu integrieren und die Raumkante zu schließen. Hier haben wir ein echtes Filetgrundstück für vielfältige Nutzungen.“
Wenn das Angebot der beruflichen Bildung baulich neu strukturiert wird, werden perspektivisch auch die Areale der benachbarten Berufskollegs mitgedacht werden müssen – entweder für bauliche Lösungen im Bestand an Ort und Stelle oder bei anderen Lösungen dann für Nachfolgenutzungen. angepackt. Stadtbaurat Heidenreich: „Am Ende einer Vielzahl von Rochaden kann es gut sein, dass auf diesem Areal noch Raum für mehr ist. Zum Beispiel haben wir an der Rolandstraße einen als Parkplatz vollkommen untergenutzten öffentlichen Raum. Durch die Tiefgarage des Bildungsgebäudes kann zumindest ein Teil des Parkplatzes entfallen und in die Grün- und Freiflächenplanung integriert werden. Und durch die Rochaden der Bildungsgebäude kann am Ende eine Fläche an der Königsstraße noch zur Wohnraumentwicklung genutzt werden.“
Oberbürgermeisterin Karin Welge: „Wir wollen Gelsenkirchen groß denken.“
Um ein echtes Campusareal zu schaffen, wird auch eine verbindende Freiraumplanung notwendig, die eine gute Aufenthaltsqualität schafft.
Dabei hat die Stadt auch die Verkehrsplanung mit im Blick. Die Überlegungen zum Ringschluss der Linie 301 werden eine wichtige Rolle spielen. Eine Haltestelle Bildungscampus würde dieses Areal optimal erschließen.
Oberbürgermeisterin Karin Welge: „Wie sie sehen, reden wir tatsächlich dann auch nicht nur von einem Sport- und Bildungscampus, sondern von der Entwicklung eines echten Zukunftsquartiers. Wir beginnen mit einem starken, ambitionierten Initialprojekt, das wir gemeinsam mit einem Projektentwickler angehen wollen. Wir wollen diesen Raum der Möglichkeiten jetzt mit der Politik, den Bürgerinnen und Bürgern und allen Beteiligten der Schulentwicklungsplanung gestalten und ausarbeiten. Wir wollen alle gemeinsam Gelsenkirchen groß denken.“