Schalke 04: Das Derby als letzter „Strohhalm“ im Abstiegskampf
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So eindeutig verteilt waren die Rollen vor dem Revierderby schon lange nicht mehr: Für Schalke 04 ist die Partie gegen Borussia Dortmund der letzte „Strohhalm“ im Kampf um den Klassenerhalt.
Viele Schalker Anhänger befürchten, dass es das letzte Derby für längere Zeit sein könnte. Denn bei neun Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz und einem katastrophalen Torverhältnis (15:52) haben auch die größten Optimisten, die eine königsblaue Weltsicht bevorzugen, längst ihre Zuversicht verloren.
Wer sich hilfesuchend an die Statistik wendet, um dort womöglich einen Hoffnungsschimmer zu finden, wird auch enttäuscht. Es sind aus Schalker Sicht Zahlen des Grauens, die für den Klassiker am Samstag (18.30 Uhr, Sky) in der Veltins-Arena kaum Erfolgsaussichten zulassen.
Schon sechs Heimspiele torlos
Nur einige wenige Beispiele mögen genügen, um den Ernst der Lage zu verdeutlichen. Schalke hat seit drei Spielen gegen den BVB kein Tor mehr geschossen. Die Königsblauen verloren in der laufenden Saison alle zehn Spiele gegen die Mannschaften, die aktuell auf Platz acht oder besser stehen, bei einem deprimierenden Torverhältnis von 2:36. Und von einem Heimvorteil lässt sich bei Schalke 04 auch nicht sprechen. Die Blau-Weißen verloren sieben der letzten acht Heimspiele und blieben dabei sechsmal torlos.
Deshalb müssen Schalkes Spieler längst zu Durchhalteparolen greifen, wie „ein Derby hat seine eigenen Gesetze (Torwart Ralf Fährmann). Auch mit Christian Gross, dem vierten Trainer in dieser Spielzeit nach David Wagner, Manuel Baum und Huub Stevens, ist den Königsblauen keine Trendwende gelungen. Gross hat es zwar geschafft, seiner Mannschaft etwas mehr defensive Stabilität zu vermitteln, aber der Offensive fehlt es völlig an Durchschlagskraft.
Ein Sieg in 21 Partien
Ein Sieg nach 21 Bundesligaspielen sind ein Schalker Armutszeugnis. Dass der im Januar verpflichtete Klaas-Jan Huntelaar auch im Derby ausfallen wird, passt zur tristen Lage der Königsblauen. Erst verletzte sich der „Hunter“ noch bei Ajax Amsterdam an der rechten Wade. Dann war dies auskuriert und es folgte im Schalker Training eine Verletzung an der linken Wade inklusive Muskelfaserriss. Huntelaar wird mindestens zwei Wochen fehlen. Bei einem Spieler im Alter von 37 Jahren wäre es keine Überraschung, wenn es auch noch länger dauern würde.
Mit der dramatischen sportlichen Talfahrt korrespondiert eine katastrophale Außendarstellung des Vereins. Mit Jochen Schneider wird innerhalb von fünf Jahren der dritte Sportvorstand nach Horst Heldt und Christian Heidel spätestens am Saisonende die Königsblauen verlassen. Dem glücklosen, menschlich sehr integeren Schneider wurden viele Personalentscheidungen zum Verhängnis, die keinen Erfolg brachten.
4:2 war Befreiungsschlag
Wer die Schalker Zukunft plant? Völlig unklar. Der Aufsichtsrat hat sich bisher alles andere als entscheidungsfreudig präsentiert. Erst Ende März, so heißt es, soll ein Nachfolger für Schneider präsentiert werden. Dann könnte der vierte Abstieg in der Vereinsgeschichte schon so gut wie feststehen.
Es sei denn, Schalke kann im Derby tatsächlich mit einem Erfolg neuen Mut finden und zur Aufholjagd blasen. Noch ist es gar nicht so lange her, als dies gelungen ist. Am 27. April 2019 schaffte Schalke im Abstiegskampf ein 4:2 gegen den BVB. Das war ein Befreiungsschlag, an dessen Wiederholung jedoch kaum noch jemand glaubt. Schalke braucht ein königsblaues Wunder, um sich sportlich noch retten zu können. Doch Wunder geschehen nicht nur im Fußball eher selten.
Frank Leszinski
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