Werbegemeinschaft Buer: Absage der Feste stößt auf Kritik

Werbegemeinschaft Buer: Absage der Feste stößt auf Kritik

Die Absage der Werbegemeinschaft Buer von sämtlichen Festen in Buer stößt auf Kritik. Folgt nun ein „Zurück zu den Wurzeln“ oder großer Schnitt? So fallen die Reaktionen aus.
Die Absage der Werbegemeinschaft Buer von sämtlichen Festen in Buer stößt auf Kritik. Zurück zu den Wurzeln oder großer Schnitt? So fallen die Reaktionen aus.

Steht auf der Kippe: Die Werbegemeinschaft hat auch Buer Live abgesagt. Foto: Archiv

Kritik an der Absage der Feste kommt von Sascha Röber von den Gelsenkirchener Schaustellerbetrieben Röber: „Ich persönlich halte diesen Schritt für verfrüht, die Absagen hätten auch nach der vielleicht letzten Sitzung erfolgen können. Sollte sich jetzt doch noch ein neuer Vorstand finden, muss alles wieder neu beantragt werden“, erklärt Röber.

Entertainer: „Selbstdarsteller sollten sofort gehen“

„Die Personen und Selbstdarsteller, die mit einem neuen Besen kehren wollten, sollten wirklich sofort gehen“, fordert Entertainer Dieter Felke. Er war früher Dauergast bei Buer Live, Cityfest und Weihnachtsmarkt in Buer – allesamt von der Werbegemeinschaft (WG) Buer veranstaltet. Nun wünscht sich Felke die Rückkehr früherer Akteure: „Da lobe ich mir die Zusammenarbeit mit der WKV Klare GmbH. Veranstaltungskonzepte, die in manchen „Augen“ ein wenig verstaubt angesehen wurden, haben aber Tausende Besucher nach Buer und auch zum Sommerfest Schloss Berge gezogen.“ Die WKV Klare GmbH organisierte über viele Jahre die Veranstaltungen der Werbegemeinschaft in Buer. Inhaber Hans Klare war seinerzeit auch Vorsitzender der Buerschen WG.

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Wie Felke wäre auch Sascha Röber für eine „Back-to-the-Roots“-Lösung („Zurück zu den Wurzeln“). „Früher haben wir solche Probleme nicht gekannt und es wäre toll, wenn wir wieder zu diesen Zeiten zurückkehren könnten“, kommentiert Röber. „Die Frage ist allerdings, ob die WKV Klare überhaupt noch Lust auf Buer hat.“ Röber ist „maßlos enttäuscht“ von der Absage. „Mein Vater hat vor 42 Jahren den Weihnachtsmarkt gemeinsam mit einem Mitstreiter aus der Wiege gehoben“, erklärt der Vorsitzende des Schaustellervereins Gelsenkirchen gegenüber Hallo Buer. „Wir Schausteller haben uns seinerzeit dafür eingesetzt, dass die Werbegemeinschaft den Zuschlag erhält, den Weihnachtsmarkt zu veranstalten.“ Damit habe der Verein die traditionsreiche Veranstaltung auf eine solide Basis stellen wollen. „Und jetzt müssen wir wieder zittern.“

Cityfest und Buer Live „haben zunehmend an Reiz verloren“

Cityfest und Buer Live spielten für die Schausteller keine große Rolle mehr. „Die Feste haben in den vergangenen Jahren zunehmend an Reiz verloren“, berichtet Röber. „Zum Beispiel dadurch, dass bei Buer Live kein Feuerwerk mehr stattfindet.“ Anders sehe das mit dem Weihnachtsmarkt aus: „Der spielt für uns noch eine große Rolle“, sagt Röber. „Immerhin stehen wir dabei 35 Tage lang in der Buerschen Innenstadt.“ Er wolle mit „allen Mitteln“ dafür kämpfen, dass die traditionsreiche Veranstaltung auch in diesem Jahr stattfinde.

Problematisch sei die Absage der Feste ebenfalls für den Buerschen Einzelhandel. „Verkaufsoffene Sonntage können nur stattfinden, wenn sie in Veranstaltungen eingebunden sind“, erklärt Röber. „Wenn die Feste ausfallen, sind somit auch die verkaufsoffenen Sonntage passé.“ Gerade beim Weihnachtsmarkt würden die Stände der Schausteller außerdem die Besucherfrequenz in der Innenstadt enorm erhöhen – das käme dem Einzelhandel zugute.

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Buchhändler findet Aus für Werbegemeinschaft nur konsequent

Der Buersche Buchhändler Dirk Niewöhner (Kottmann) bezeichnet unterdessen das sich zurzeit abzeichnende Aus der Werbegemeinschaft als nur konsequent. „Die Idee einer klassischen Werbegemeinschaft hat sich überholt“, sagt er im Gespräch mit Hallo Buer. Sie stamme noch aus einer Zeit, in der in der Innenstadt vor allem inhabergeführte Geschäfte mit einem persönlichen Interesse am Standort existierten. Das funktioniere heute schon wegen der Vielzahl an Filialisten nicht mehr. Niewöhner fällt –zu seinem eigenen Bedauern – eine klares Verdikt: „Zurzeit ist Buer weder eine Einkaufs- noch ein Ausgehstadt.“

Als erstes müsse endlich ein tragfähiges Konzept erarbeitet werden. „So etwas ist ehrenamtlich nicht mehr zu leisten, das ist die Aufgabe eines funktionierenden professionellen Citymanagements. Das muss jemand machen, der dafür bezahlt wird. Auch da haben wir zwei wertvolle Jahre verloren“, erklärt Niewöhner. Für die Nachfolge als WG-Vorsitzender komme er nicht in Frage, betont er: „Dafür fehlt mir das diplomatische Talent.“ 

Konstruktive Zukunft nach „großem Schnitt“

Die Mitgliedschaft in der Werkgemeinschaft war für den Geschäftsmann nach eigenen Worten bislang eine Selbstverständlichkeit. Wenn es nun zum Aus für die WG komme, sei dies aus seiner Sicht aber richtig. Dass damit auch die Absage von Buer Live, Cityfest und Weihnachtsmarkt verbunden wäre, bedauert er nicht. „In der Form wie bislang braucht man auch diese Feste und vor allem die verkaufsoffenen Sonntage nicht“, befindet er. Zugleich lobt er Aktionen wie die „Goldstücke“, die ein Mehrwert brächten. Deswegen ist er zuversichtlich, das es nach einem „großen Schnitt“ noch eine konstruktive Zukunft geben könnte.

Am vergangenen Mittwoch hatte der scheidende WG-Vorsitzende Uwe „Ole“ Siemienski gegenüber Hallo Buer erklärt, die Werbegemeinschaft Buer habe bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord-Westfalen alle von der WG veranstalteten Feste in Buer abgesagt. Somit stehen Buer Live, Cityfest und Weihnachtsmarkt vor dem Aus.

CDU: „Kein Weihnachtsmarkt in Buer unvorstellbar“

„Vielleicht möchte Siemienski damit einen Weckruf starten“, mutmaßt Sascha Röber. Siemienski gibt Ende Juni den Vorsitz der WG ab. Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger sind bislang nicht gefunden. „In gewisser Weise kann ich ihn verstehen“, berichtet Röber, der selbst Mitglied der Werbegemeinschaft ist. „Viele Mitglieder bewerten die Arbeit des Vorstands nur negativ, ohne eigene Ideen einzubringen.“ In seinen vier Jahren als WG-Vorsitzender habe Uwe „Ole“ Siemienski „einige nette Ideen“ gehabt. „Die Umsetzung ist aber teilweise gescheitert, weil Mitglieder quergeschossen sind.“

Die Vorgänge in Buer beschäftigen auch die Politik: „Kein Weihnachtsmarkt in Buer? Unvorstellbar!“, reagierte Werner Wöll, Sprecher der CDU-Fraktion im Ausschuss für Wirtschaft, Innovation, Beherbergung und Gastronomie, auf den Bericht. Die Schwierigkeiten rund um die Werbegemeinschaft seien nicht neu, doch die aktuelle Zuspitzung und die daraus eventuell entstehenden Konsequenzen, bis hin zur Absage des Weihnachtsmarktes, stelle eine neue Dimension dar.

CDU: „Szenario für die Buersche Innenstadt kaum zu verkraften“

Aus Sicht der CDU-Fraktion wäre ein solches Szenario für die Buersche Innenstadt kaum zu verkraften. Kaufkraftabwanderung und Schließungen machen seit langem der Innenstadt zu schaffen. „Wir appellieren eindringlich an alle Beteiligten aus Werbegemeinschaft, City-Initiative und Kaufmannschaft über mögliche und zukunftsweisende Strukturen ganz neu zu denken. Das hat Buer nicht verdient“, sagte Wöll. Die CDU-Fraktion hat für die Sitzung des Wirtschaftsausschusses am 3. Mai 2022 einen Sachstandsbericht zu dem vermeintlichen Aus der Werbegemeinschaft und den daraus abzuleitenden Handlungsalternativen beantragt.

André Przybyl/Boris Spernol